Auf dem Webmontag Frankfurt wurde im Januar die Veranstaltung Communication Camp vorgestellt. Sie wird von Studierenden der ehemaligen FH Darmstadt, heute h_da, organisiert und ist eine Art Barcamp für Interessierte aus dem IT-/Design- und Kommunikationsbereich.
Ziel ist die Unterstützung einer kulturellen oder sozialen Organisation bei der Kommunikation von Netzmedien. (Ich wollte eben schon ’neue Medien’ schreiben; aber das machen hoffentlich nur noch Internetausdrucker^^.) Der Fokus liegt aber im Gegensatz zu den meisten Barcamps auf der Umsetzung und nicht nur im Gedankenaustausch und Vernetzen.
Projektpartner des vergangenen CC02 sind die Kulturhäppchen Darmstadt gewesen. Die Kulturhäppchen sind eine Veranstaltungsreihe, die jeden Dienstag im Schlosskeller mit verschiedenen Schwerpunkten stattfindet. Am bekanntesten ist die Early Late Night Show (auch SNodLDaD genannt), die seit diesem Jahr alle zwei Monate stattfindet und unter anderem die Lokalpolitik und ‑kultur satirisch begleitet.
Die während des CC02 anwesenden Macher der Kulturhäppchen haben für ihre Online-Kommunikation Hilfe gebraucht, da sie sich „besser” präsentieren wollen. Betrachten wir uns dazu die (noch kurze Zeit) wie folgt aussehende Webseite:
Ja, Hilfe ist tatsächlich nötig! :-)
Nach einer Einführung, Vorstellung und ersten Konzeptgesprächen am Freitag Abend ging es dann ab Samstag früh an die Umsetzung. In Arbeitskreisen (wie man das auf der KIF nennen würde) bzw. in Sitzungen haben die Teilnehmer verschiedene Aufgabenstellungen bearbeitet, immer zusammen mit einem „Kulturhäppchen” in jeder Gruppe. Am Ende des Tages hatten diese unter anderem sehr viele neue Einblicke, Anregungen, ein kleines CI, einen neuen Auftritt bei einem bösen sozialen Netz, einen überarbeiteten YouTube-Auftritt mit einem tollen Intro-Video und eine angefangene WordPress-Seite. (Die vermutlich noch fertiggestellt wird. Generell wird man die Ergebnisse hoffentlich bald online sehen.)
Ich fand die Veranstaltung sehr interessant; insbesondere, weil die Mehrheit der (größtenteils studentischen) Teilnehmer aus dem Medien-/Kommunikations-/PR-Umfeld stammte, was die Veranstaltung deutlich von den anderen mir bekannten Veranstaltungen abhob. Und ja, jetzt werde ich etwas fies: Nämlich weniger effektiv.
Als es sich am Freitag Abend herauskristallisierte, dass eine WordPress-Installation als neuer Auftritt der Kulturhäppchen mit statischem Vorstellungsbereich und einem Blog für die verschiedenen Formate sinnvoll wäre, bin ich noch davon ausgegangen, dass das am Ende des nächsten Tages auch stehen würde. Stattdessen haben sich die dafür zuständigen Gruppen am Samstag sehr lange mit der Strukturierung, dem Inhalt der Inhalte beschäftigt und Layout-Vorlagen in Photoshop (!?) erstellt.
Wenn ich das rückblickend gewusst hätte, hätte ich mich in diesem Bereich mehr eingebracht. Ich dachte, dass das „so trivial” ist, dass das da genug können und ich mich anderen Dingen zuwenden kann, bei denen ich auch noch etwas lerne. Aber die technische Umsetzung ist für die meisten Teilnehmer keinesfalls „trivial”. Das war mein Denkfehler.
Beim nächsten Mal könnte man zu Beginn versuchen herauszufinden, wie gut sich welche Teilnehmer mit welchen Techniken auskennen. Auf diese Informationen kann man dann zurückgreifen und so eher gewährleisten, dass die Teilnehmer ihr Wissen und ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zielorientiert einbringen können. Das könnte durch eine (geführte!) Vorstellungsrunde geschehen oder durch eine Tafel, an der sich Teilnehmer in einer Tabelle der Form „Technik/Kenntnisse” eintragen.
Überhaupt ist mir auch aufgefallen, dass die Kenntnisse der Teilnehmer über Web-Techniken stark unterschiedlich gewesen sind. Viele Techniken sind fast niemandem bekannt gewesen. Das hat dazu geführt, dass einige Teilnehmer, weil sie ja nur Facebook kennen, „zwangsweise” alles erstmal in Facebook haben realisieren wollen. Und durch ihre Unkenntnis nicht sehen konnten, dass man manches vielleicht besser mit einem Wiki, einem Pad, einer Mailingliste, einer API usw. hätte umgesetzt werden können. Um dem entgegenzuwirken, könnte eine Kurzpräsentation zu Beginn helfen, auf der jemand, der sich auskennt, kurz etwas über die Vielzahl möglicher Techniken und ihren Vor- und Nachteilen erzählt, die für die kommenden Aufgaben relevant sein könnten. Und generell dafür zu sensibilisieren, dass man eine Technik nicht nur deswegen lautstark forcieren sollte, weil man keine andere kennt… |-/
Aufgrund des unterschiedlichen Wissens hätte meines Erachtens auch eine Art „Definitionswand” geholfen. Also ein Bereich, auf dem sich die Teilnehmer über die Bedeutung bestimmter Begriffe verständigen. Sonst passiert es wieder, dass u.a. mehrfach für einige gilt Webseite = Blog, für andere Webseite != Blog; Archiv = eigene-Webpräsenz-unabhängig-vom-Blog, gegenüber Archiv = Blog-Beiträge-mit-Tag-Archiv, oder auch Archiv = Alte-Blog-Beiträge usw. Diese Missverständnisse zu klären, kostete jedesmal Zeit.
Aus organisatorischer Hinsicht haben die studentischen Organisatoren ihre Sache gut gemacht und die Veranstaltung flüssig geleitet. Was ich mir aber rückblickend mehr gewünscht hätte, wäre eine stärkere Zielorientierung in Hinblick auf das Blog gewesen. Es waren genug Teilnehmer da, um ein fertiges Blog bis zum Abend auf die Beine zu stellen, dass man jederzeit noch hätte erweitern können. Stattdessen wurde aber bis zum Schluss an sehr vielen Baustellen gleichzeitig gearbeitet, wodurch einige Ergebnisse noch nicht rund waren. Mit einer genauen Zielformulierung und Beschränkung der Aufgabenbreite hätte man vielleicht einige Baustellen völlig abschließen können, anstatt etliches nur fast-fertig zu machen.<spekulation>Evtl. wäre ein agiles Vorgehen (wie eine Ableitung von Scrum) besser gewesen.</spekulation>
Ein weiterer Bericht über das CC02 findet sich übrigens bei @contentwerk.
Von großem Wert für mich waren natürlich (wie üblich auf solchen Veranstaltungen) die vielen Gespräche mit den Teilnehmern, aus denen ich für mich einige Ideen und neue Blickwinkel gewinnen konnte und evtl. sogar demnächst ein kleines iOS-Projekt mit jemandem machen werde.
Insgesamt haben sich die 1,25 Tage für mich gelohnt und ich würde auch gerne bei der nächsten Veranstaltung mitmachen, wenn es zeitlich passen sollte.