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Notizen und Gedanken von Andreas Marc Klingler

Rei­se zu den Nord­lich­tern nach Trom­sø – ein Erfahrungsbericht

Über den Jah­res­wech­sel 2024/2025 war ich mit einer Freun­din und einem Freund andernt­halb Wochen in Nor­we­gen. Wir hat­ten im Herbst über­legt, wohin es gehen soll­te zu Sil­ves­ter. Und da wir alle end­lich mal Nord­lich­ter sehen woll­ten und wuss­ten, dass es aktu­ell dafür auf­grund des Son­nen­zy­klus eine gute Zeit dafür sein wür­de, hat­ten wir uns ein Ziel ober­halb des Polar­krei­ses gesucht: Trom­sø.

Hin­weis: Nord­licht ist der gän­gi­ge­re Begriff, aber Polar­licht der wis­sen­schaft­lich kor­rek­te – denn es gibt auf unse­rer blau­en Kugel auch… „Süd­lich­ter”. Man­gels Land­mas­se dort sind die Nord­lich­ter aber tou­ris­tisch bes­ser erschlos­sen und ich ver­wen­de die­sen Begriff hier.

Flugroute von München nach Tromsø
Unse­re Flug­rou­te von Mün­chen über Oslo nach Tromsø.

Bei der Vor­be­rei­tung hat­ten uns ver­schie­de­ne Webseiten/Blogs gehol­fen, und so will ich nun auch etwas von mei­nen Erfah­run­gen tei­len. In die­sem Bei­trag erzäh­le ich von der „Jagd” nach Nord­li­chern , wel­che Erfah­run­gen ich bei der Foto­gra­fie die­ser gemacht habe und wel­che Gedan­ken man sich für die eige­ne Klei­dung bei ‑20° C machen soll­te. Fan­gen wir mit die­sem The­ma gleich an:

Packen für die Kälte

Hin­weis: Ich ver­lin­ke hier auf ver­schie­de­ne Waren. Nichts davon sind Affi­lia­te-Links. Ich will nur einen Ein­druck davon geben, mit wel­cher Art von Beklei­dung ich wel­che Erfah­run­gen gemacht habe, damit du Anhalts­punk­te für dei­ne Ent­schei­dun­gen hast.

Ein beson­de­res Augen­merk bei der Rei­se­vor­be­rei­tung leg­ten wir auf geeig­ne­te Klei­dung. Wäh­rend es in Mün­chen oder Rhein-Main zwar auch mal kalt wird, muss­ten wir mit Tem­pe­ra­tu­ren von ‑20° C rech­nen – bei eisi­gem Wind; und das auch noch für län­ge­re Zeit beim Foto­gra­fie­ren im Freien.

Das grund­le­gen­de Vor­ge­hen für Klei­dung ist dabei natür­lich wie in den Alpen auch die Zwie­bel­tech­nik: Man wählt

  • direkt am Kör­per eine wär­men­de und Feuch­tig­keit­ab­lei­ten­de ers­te Schicht aus Merino-Wolle,
  • zieht dar­über eine wär­me-hal­ten­de Fleece-Jacke (Soft­s­hell) und wie­der­um darüber
  • eine was­ser­ab­wei­sen­de und stark iso­lie­ren­de Jacke (Hards­hell).

Da ich mir unsi­cher war, ob mei­ne bis­he­ri­gen Jacken bei den erwar­te­ten Minus­gra­den aus­rei­chen wür­den, hat­te ich mir vor der Rei­se einen Parka gekauft (Vau­de Manu­kau II). Damit fühl­te ich mich auch bei Wind und ‑18° C gut warm.

Frierender Schneemann
Frie­ren­der Schnee­mann. Kei­ne Zwiebeltechnik.

War­me Füße

Ein Pro­blem sind auch eher die Füße, Hän­de und der Kopf. Ich habe mir vor der Rei­se zwar noch in der letz­ten Minu­te auf­grund der Unsi­cher­heit über mög­li­ches Lau­fen im Was­ser ein­fa­che Gum­mi­stie­fel besorgt, aber die­se dann nie ver­wen­det. Mei­ne nor­ma­len Wan­der­schu­he, Jack Wolfs­kin Force Crest Tex­a­po­re, hat­te ich die gan­ze Zeit an und hat­te fast kei­ne Pro­ble­me damit. Auch (lang­sa­mes) Lau­fen auf Eis war kein Pro­blem, und in Kom­bi­na­ti­on mit einer guten Ski­ho­se (+ Unter­zieh­ho­se) war auch zeit­wei­ses Lau­fen durch tie­fen Schnee pro­blem­los mög­lich. (Ich imprä­gnier­te die Schu­he übri­gens noch­mals vor Rei­se­an­tritt bei mir zu Hause.)

War­um ich eben „fast” geschrie­ben habe: An einem Tag, an dem ich am Stück über 4 Stun­den in der Käl­te her­um­ge­lau­fen bin, wur­den mei­ne Füße irgend­wann kalt. Die Wan­der­schu­he iso­lie­ren hin­rei­chend für gewis­se Zeit auch bei grö­ße­rer Käl­te, aber sie sind nicht dafür aus­ge­legt, einen gan­zen Tag lang bei sehr tie­fen Tem­pe­ra­tu­ren zu wär­men. Dafür wären expli­zi­te Win­ter-Stie­fel bes­ser geeig­net gewe­sen. Aber gut; da wir viel im Auto unter­wegs waren, um zu abge­le­ge­nen Gebie­ten zu fah­ren, konn­ten sich dabei mei­ne Füße immer wie­der auf­wär­men. Soll­te man vor­ha­ben, den gan­zen Tag im Frei­en zu wan­dern, braucht man defi­ni­tiv ande­re Schu­he und evtl. zusätz­lich auch Wärmepads.

Grödel/Spikes hat­te ich in letz­ter Minu­te auch noch gekauft, aber sie nicht genutzt. Soll­ten dei­ne Schu­he kein gutes Pro­fil (mehr) haben, wür­de ich das aber drin­gend empfehlen.

War­me (und foto­taug­li­che!) Hände

Hand­schu­he sind Pflicht. Nor­ma­le Leder-Hand­schu­he hat­te ich vor­her zwar, aber ich war mir unsi­cher, ob die­se tie­fen Minus­gra­den stand­hal­ten wür­den. Ich habe mich daher vor­her noch­mal aus­gie­big infor­miert und bin letzt­lich bei Meri­no Liner Pro-Hand­schu­hen gelan­det und dazu auch Wär­me­pads gekauft. Die­se Hand­schu­he haben ein Fach, in das man Wär­me­pads ein­le­gen kann, die sich bei Kon­takt mit Sau­er­stoff akti­vie­ren (vor­her sind sie vaku­um­ver­packt). Sie geben dann nach mei­ner Erfah­rung für ca. 4–5 Stun­den Wär­me ab. Die Wär­me hat sich ent­ge­gen mei­ner Erwar­tung sogar im Hand­schuh etwas ver­teilt; d.h. die gan­ze Hand war leicht tem­pe­riert. Da die Hand­schu­he auch kapa­zi­ti­ve Fin­ger­spit­zen haben, konn­te ich damit auch jeder­zeit mein iPho­ne bedie­nen. Ich hat­te auch ein älte­res Paar Fäust­lin­ge dabei; aber ich kam mit den neu­en Hand­schu­hen so gut zurecht, dass ich sie nicht brauchte.

War­mer und geschütz­ter Kopf

Hier­zu habe ich nicht viel zu sagen – ich hat­te die gan­ze Zeit einen gro­ßen Schal und eine Woll­müt­ze an. Manch­mal habe ich dar­über noch des Parkas Müt­ze gezo­gen. Das war für mich immer ausreichend.

Aber, was ich erst am Ende der Rei­se erfah­ren habe: Es gibt Sturm­mas­ken mit Mund-Öff­nun­gen, wie etwa die Vau­de Fahr­rad-Gesichts­mas­ke. Hät­te ich das vor­her gewusst, hät­te ich so etwas gekauft. Das wäre manch­mal prak­tisch gewe­sen, denn ich hat­te öfters mei­nen Schal nahe am Mund zum Wär­men, und als Bril­len­trä­ger… beschlägt dann sofort beim Aus­at­men die Bril­le und man sieht erst­mal nix mehr. Die­ses Pro­blem hät­te ich mit solch einer Mas­ke nicht gehabt.

Nordlichter über den Bergen
Nord­lich­ter über den Bergen

Auf der Jagd nach Nordlichtern

Nordlichter/Polarlichter üben eine wei­te Fas­zi­na­ti­on aus und waren für uns der Haupt­grund, an den Polar­kreis zu rei­sen. Sie ent­ste­hen durch elek­trisch gela­de­ne Teil­chen der Son­ne in Wech­sel­wir­kung mit dem Erd­ma­gnet­feld. Die Son­ne durch­läuft dabei einen Zyklus, der unge­fähr 11 Jah­re dau­ert. Wir wuss­ten bereits bei der Ideen­samm­lung für unse­re Rei­se im Herbst 2024, dass die Son­nen­ak­ti­vi­tät aktu­ell rela­tiv hoch ist, und daher jetzt ein idea­ler Zeit­punkt für eine Rei­se zu den Polar­lich­tern sein würde.

Ab vor­aus­sicht­lich 2026 wird die Son­nen­ak­vi­tät wie­der sin­ken, und damit auch die Fre­quenz und Stär­ke von Polar­lich­tern. Das heißt nicht, dass man dann bis Mit­te der 2030er-Jah­re war­ten muss, aber man muss bei gerin­ge­rer Ein­tritts­wahr­schein­lich­keit dann halt län­ge­re Zeit vor Ort blei­ben und evtl. auch mit schwä­che­ren Erschei­nun­gen rechnen.

Wich­tig ist auch, eine güns­ti­ge Jah­res­zeit zu wäh­len. Im Som­mer geht die Son­ne im hohen Nor­den für län­ge­re Zeit nicht unter. Dann hat man kaum Chan­cen, etwas am Him­mel zu sehen. Man braucht Dun­kel­heit. Die hat man im Win­ter: Von Ende Novem­ber bis Ende Janu­ar (je nach genau­em Stand­ort) geht die Son­ne nicht auf. Es ist dann nur eini­ge Stun­den am Tag däm­me­rig-hell – dann hat man eine höhe­re Chan­ce, in der dunk­len Zeit Nord­li­cher sehen zu können.

Keinen Sonnenaufgang heute. Ansicht einer Wetter-Anwendung.
Son­nen­auf­gang? Heu­te nicht mehr.

Hilfs­mit­tel zur Nordlichtjagd

Bei unse­rer Recher­che im Vor­feld hat­ten wir gelernt, dass es ver­schie­de­ne Arten der Nord­licht­vor­her­sa­ge gibt. Die Son­nen­par­ti­kel benö­ti­gen nach einem Aus­bruch auf der Son­ne unge­fähr 2 Tage bis zur Erde. Satel­li­ten mes­sen die Son­nen­ak­ti­vi­tät rund um die Uhr. Dadurch kann man berech­nen, wann Son­nen­par­ti­kel die Atmo­sphä­re der Erde errei­chen. Aller­dings wer­den die meis­ten Teil­chen (zum Glück für das Leben auf der Erde^^) vom Erd­ma­gnet­feld abge­lenkt. Ver­mut­lich macht das die Vor­her­sa­ge schwierig.

Nach unse­ren Erfah­run­gen waren die Vor­her­sa­gen nur rela­tiv zeit­nah (maxi­mal einen hal­ben Tag vor­her) brauch­bar. Die län­ger in die Zukunft rei­chen­den Vor­her­sa­gen haben sich wäh­rend unse­rer Rei­se immer wie­der (teil­wei­se sehr stark) ver­än­dert. Wir schau­ten uns daher immer wie­der über den Tag die Vor­her­sa­gen an und ent­schie­den unse­re Aktio­nen dann rela­tiv spontan.

Nun zu den von uns genutz­ten Quel­len: Haupt­säch­lich haben wir die iOS-Anwen­dung Auro­r­aA­lerts genutzt. Es gibt noch vie­le ande­re; letzt­end­lich bezie­hen alle ihre Daten aus einer hand­voll öffent­lich zugäng­li­cher Quel­len. Nach einer Recher­che vor der Rei­se hat mir die­se Anwen­dung am bes­ten gefal­len und wir haben sie dann auch stän­dig genutzt. (Es ist aber sicher­lich sinn­voll für dich, dir selbst ver­schie­de­ne Anwen­dun­gen anzu­schau­en.) Die Anwen­dung ist kos­ten­los, die Echt­zeit­be­nach­rich­tun­gen kön­nen per InApp-Kauf für ver­schie­de­ne Zeit­räu­me frei­ge­schal­tet wer­den. Man kann dann ein­stel­len, bei wel­chen Wer­ten die App Benach­rich­tun­gen ver­sen­den soll. Wir haben für ein­ma­lig 2€ Benach­rich­tun­gen für 1 Monat akti­viert. Ehr­lich gesagt, war da bei uns aber unnö­tig. Wir haben sowie­so immer wie­der in die App geschaut.

So sah das bei uns aus:

Wir schau­ten vor allem auf den Kp- und Bz-Wert:

  • Der Kp-Wert gibt die Stär­ke sola­rer Teil­chen­strah­lung an. Je höher der Wert, des­to stär­ker die Strah­lung, und umso wei­ter kann sie auch Rich­tung Süden vor­drin­gen. Aber Ach­tung: Wenn man sehr weit im Nor­den ist, kann man auch schon bei nied­ri­gen Wer­ten Nord­lich­ter sehen! Wir haben auch bei Kp=2 wun­der­schö­ne Nord­lich­ter gese­hen. Die­se Metrik war daher für uns pri­mär nur des­we­gen inter­es­sant, da bei höhe­rem Kp-Wert die Wahr­schein­lich­keit für Sich­tun­gen gene­rell steigt – also natür­lich auch bei uns.
  • Der Bz-Wert gibt die Stär­ke des Son­nen­ma­gnet­fel­des an. So wie wir es ver­stan­den haben (ohne Gewähr; Kor­rek­tu­ren ger­ne in den Kom­men­ta­ren): Je gerin­ger der Bz-Wert, des­to stär­ker inter­agiert das Magnet­feld der Son­ne mit dem Magnet­feld der Erde – und umso wahr­schein­li­cher wer­den Polar­lich­ter. Wir hat­ten in unse­rer Zeit Polar­lich­ter schon ab Bz=-2 gese­hen, die Wer­te gin­gen aber auch bis Bz=-20 herunter.

Bei der Kurz­frist­vor­her­sa­ge ist auch der Bewöl­kungs­grad ange­ge­ben. Natür­lich braucht man einen kla­ren Him­mel, um Nord­lich­ter sehen zu kön­nen, da sie deut­lich über den Wol­ken ent­ste­hen. Ist es dicht bewölkt, sieht man nichts; egal, wie stark die Nord­lich­ter dar­über tan­zen mögen. Aller­dings hat­ten wir fest­ge­stellt, dass die­se Anga­ben für uns kom­plett nutz­los waren. (Auch die von ande­ren Wet­ter­diens­ten.) Das Wet­ter ist in Küs­ten­nä­he hoch­dy­na­misch, und die von uns betrach­te­ten Wet­ter­mo­del­le waren alle zu unprä­zi­se. Wir hat­ten oft ster­nen­kla­ren Him­mel, obwohl es bewölkt sein soll­te. Und eine Stun­de spä­ter war es wie­der völ­lig anders. Daher began­nen wir nach eini­gen Tagen, die­se Anga­ben zu igno­rie­ren – und sind bei guten Kp-/Bz-Wer­ten ein­fach rausgegangen.

Ergän­zend dazu haben wir uns immer wie­der auch den Auro­ra Fore­cast ange­schaut: Eine Gra­phik, die im Polar­kreis die Wahr­schein­lich­keit zur Sich­tung von Polar­lich­tern in einer Stun­de angibt. Hier ein Bei­spiel vom Sil­ves­ter­abend 2024:

Screen­shot der Anwen­dung Auro­r­aA­lerts mit ein­ge­bet­te­tem NOAA-Auro­ra Fore­cast für den 31. Dezem­ber 2024 kurz vor Mit­ter­nacht. Für den Nor­den Nor­we­gens wur­de eine sehr hohe Wahr­schein­lich­keit ange­zeigt – und tat­säch­lich haben wir (bis das Feu­er­werk los­ging) vie­le Nord­lich­ter bewun­dern können.

Die Pri­mär­quel­le ist das Space Wea­ther Pre­dic­tion Cen­ter einer us-ame­ri­ka­ni­schen Wet­ter­be­hör­de. Es bie­tet etli­che Vor­her­sa­gen zur Solarak­ti­vi­tät an. Die stän­dig aktu­ell berech­ne­ten Gra­phi­ken gibt es unter https://services.swpc.noaa.gov/images/ – mit die­sen Roh- bzw. Bild-Daten könn­te man sich auch selbst einen Auro­ra-Alert basteln.

Nord­licht­photo­gra­phie

Ganz all­ge­mein zum Foto­gra­fie­ren emp­fiehlt sich neber der eigent­li­chen Kame­ra mit Spei­cher­kar­ten und aus­rei­chen­den (Ersatz-) Akkus

  • ein Sta­tiv (im Ide­al­fall mit Fern­aus­lö­ser) und
  • licht­star­ke Objek­ti­ve mit einer Offen­blen­de (1,8 oder 2,5) und
  • Ver­schluss­zei­ten von 1–6 Sekunden
  • mit hohen ISO-Wer­ten von 800 — 1600.

Im fol­gen­den gehe ich nun auf eini­ge mei­ner Her­aus­for­de­run­gen ein, aus denen du ler­nen kannst. Es muss ja nicht jeder alle Feh­ler selbst machen. („Neue” Feh­ler dür­fen ger­ne in den Kom­men­ta­ren hin­ter­las­sen werden.)

Starkes Nordlicht über den Bergen
Star­kes Nord­licht über den Bergen

Gestal­te­ri­sche Herausforderungen

Wenn es „Nord­licht­alarm” gab, fuh­ren wir mit dem Auto an schö­ne Orte und gin­gen auf Moti­v­jagd. Wie immer in der Land­schafts­pho­to­gra­phie ist es eine gute Idee, die Gegend im Vor­feld bei Tages­licht aus­zu­kund­schaf­ten und sich Orte mit guten Moti­ven zu mar­kie­ren. Wenn die Nord­lich­ter da sind, will man nicht erst über­le­gen, wohin man fah­ren könn­te – sonst ist man erst dann an dem Motiv, wenn die Nord­lich­ter wie­der weg sind. Auf­grund der begrenz­ten Zeit konn­ten wir dies jedoch lei­der kaum machen.

Nord­lich­ter selbst kön­nen als Haupt­mo­tiv sehr schön sein. Sie ver­än­dern sich stän­dig; hier heißt es ein­fach nur „drauf­hal­ten”.

Beein­dru­cken­de Fotos hat man aber eher, wenn die Nord­lich­ter ein Bild­be­stand­teil sind, und man auch ein ande­res Motiv gleich­zei­tig gut in Sze­ne set­zen kann. Das ist zumin­dest mir auf der Rei­se lei­der nicht gelun­gen. Wir hat­ten ein­fach zu wenig Zeit (uns genom­men), um aus­gie­big nach beson­de­ren Moti­ven Aus­schau zu halten.

In Trom­sø und Umge­bung gibt es über­all beein­dru­cken­de Land­schaf­ten, aber mir per­sön­lich haben lei­der beson­ders foto­ge­ne Moti­ve gefehlt. Oft hat man in der Fer­ne an einem Fjord eine Sied­lung gese­hen – aber nur die­se in der Fer­ne ist für mich kein gutes Motiv. Ich hät­te lie­ber mehr Orte gehabt, an denen ich beson­de­re Moti­ve rela­tiv groß (~ 1/3 im Bild) in tol­lem Win­kel gehabt hät­te und dazu Nord­lich­ter hät­te rein­brin­gen kön­nen. Gene­rell bin ich ein Freund davon, wenn man auch auf einem klein dar­ge­stell­ten Foto das eigent­licht Motiv direkt erken­nen kann. Die­se Moti­ve gibt es garan­tiert – man muss sie nur finden…

Tech­ni­sche Herausforderungen

  • Nord­lich­ter sind rela­tiv dun­kel. Will man gleich­zei­tig eine Ufer-Land­schaft ein­fan­gen mit Stra­ßen­la­ter­nen, sind die­se deut­lich hel­ler. Belich­tet man die Nord­lich­ter schön, brennt das Licht auf dem Boden aus. Oder man sieht eine schön beleuch­te­te Stadt, aber kaum Nord­lich­ter. Dar­aus folgt: 
    • HDR-Auf­nah­men durch­füh­ren, wenn mög­lich. Wenn man aber in RAW foto­gra­fiert, kann das her­aus­for­dernd wer­den. Nord­lich­ter ver­än­dern sich rela­tiv schnell. Wenn man für ein Nord­licht z.B. 6 Sekun­den belich­ten muss, für das Sub-Motiv aber nur 1 Sekun­de, kann es sein, dass rei­nes HDR-Über­la­gern zu Geis­ter-Effek­ten führt, da die Nord­lich­ter nicht still hal­ten. Evtl. müss­te man zwei Bil­der machen und spä­ter die bei­den Bild­be­stand­tei­le zusam­men­schnei­den. (Also kein HDR.)
    • Ver­laufs­fil­ter hät­ten sehr hilf­reich sein kön­nen, um z.B. das unte­re Bild­drit­tel abzu­blen­den. Da ich aber lei­der kei­ne hat­te, kann ich dazu nichts wei­te­res sagen. Das war das eine Stück Aus­rüs­tung, das ich ger­ne mir vor­her nocht besorgt hät­te und ich mir bei einer wei­te­ren Rei­se defi­ni­tiv vor­her anschaf­fen werde.
  • Schär­fe ist in Dun­kel­heit eine Herausforderung. 
    • Man muss sei­ne Objek­ti­ve blind, in Dun­kel­heit und mit Hand­schu­hen bedie­nen kön­nen. Gera­de die Schal­ter für den auto-/ma­nu­el­len Fokus sind an mei­nen Objek­ti­ven nur sehr schwie­rig umschalt­bar gewe­sen mit Handschuhen.
    • Manu­ell habe ich die Objek­ti­ve immer auf die Unend­lich­keits-Ein­stel­lung gedreht, durch den Sucher geschaut und mini­mal „zurück” gedreht und mich mög­lichst an Ster­nen ori­en­tiert, bis die­se sehr scharf waren.
    • Oft habe ich auf hel­le Bild­be­stand­tei­le fokus­sie­ren kön­nen, wenn ich z.B. ein Ufer im Bild hat­te. Des­we­gen habe ich manch­mal auch den Auto­fo­kus nut­zen kön­nen, trotz gro­ßer Dunkelheit.
    • Ich habe es nur sel­ten geschafft, Nord­lich­ter wirk­lich scharf abzu­bil­den. Das Problem: 
      • Nord­lich­ter bewe­gen sich und sind rela­tiv lichtschwach.
      • Ich will also eine Offen­blen­de nut­zen, um mög­lichst kurz belich­ten zu können.
      • Dadurch ver­lie­re ich aber Schärfe.
      • Eigent­lich will ich daher abblen­den, um z.B. mit Blen­de 4 oder 5,6 eine höhe­re Schär­fe zu erhalten.
      • Dafür muss ich aber län­ger belich­ten, z.B. 8 oder 15 Sekun­den lang.
      • Aber da sich Nord­lich­ter bewe­gen… sind sie dann unscharf. :-( 
      • Natür­lich kann man die ISO-Emp­find­lich­keit hoch­dre­hen, aber das hat Gren­zen. (Ins­be­son­de­re, wenn man auch licht­stär­ke­re Objek­te wie Häu­ser im Bild hat.)
      • Mei­ne Emp­feh­lung: Du soll­test mit dei­ner Kame­ra im Vor­feld, am bes­ten noch zu Hau­se, nachts raus­ge­hen und Auf­nah­me­r­ei­hen machen von ent­fern­ten hel­le Objek­ten (Stra­ßen­lam­pen, oder Häu­sern in der Fer­ne) und schau­en, bis zu wel­chen Ein­stel­lun­gen du gehen willst. Und übe das bit­te mit dei­nen Hand­schu­hen; auch wenn’s bei dir warm ist!
Entweder Wellen eines gerade auf Warp beschleunigtes Raumschiff, oder nur ein Nordlicht.
Ent­we­der Wel­len eines gera­de auf Warp beschleu­nig­tes Raum­schiff – oder nur ein Nordlicht.
  • Nimm dir nach den gemach­ten Bil­dern sobald wie mög­lich die Zeit, dir die gemach­ten Pho­tos kurz auf einem Note­book in dei­ner Bild­be­ar­bei­tung wie ON1 Pho­to­Raw (mein Bei­leid, soll­test du noch Ado­be Ligh­t­room benut­zen und die Abo-Blut­sauger und Daten­schutz­fein­de unter­stüt­zen) anzu­se­hen. Du weißt sicher­lich, dass Pho­tos auf klei­nen Dis­plays oft toll aus­se­hen, dann aber die Ernüch­te­rung auf dem gro­ßen Moni­tor fol­gen kann. Du willst noch wäh­rend dei­ner Rei­se mög­lichst schnell nach dem Foto­gra­fie­ren erken­nen, ob du etwas falsch gemacht hast! Das hal­te ich für so wich­tig, daher: Du willst noch wäh­rend dei­ner Rei­se mög­lichst schnell nach dem Foto­gra­fie­ren erken­nen, ob du etwas falsch gemacht hast!
    • Nord­lich­ter sind alle unscharf? Ups! Ich üb’ jetzt noch­mal das Fokus­sie­ren bei Dun­kel­heit in Käl­te mit mei­nen Hand­schu­hen drau­ßen vor der Tür.
    • Ein Objek­tiv hat einen ein­ge­trock­ne­ten Trop­fen oder Schmutz in vie­le Bil­der ein­ge­fügt? Ups! Ich soll­te jetzt sofort mei­ne Objek­ti­ve putzen!
    • Unschär­fe trotz Sta­tiv? Ups! Es war deut­lich zu viel Wind, und die Mikro-Bewe­gun­gen mei­nes ansons­ten sta­bi­len Sta­tiv haben zum Rui­nie­ren gereicht! (Mor­gen fahr’ ich das Sta­tiv nicht ganz aus und hän­ge mit­ge­nom­me­ne schwe­re Gegen­stän­de unten dran oder beiß’ in den sau­ren ISO-Apfel.)
  • Back­ups. Dazu muss ich hier wohl nix sagen; da du eh ein Note­book dabei haben soll­test (sie­he vor­he­ri­gen Punkt), kannst du auch noch 1–2 exter­ne SSD-Fest­plat­ten oder SD-Kar­ten mit­neh­men und täg­lich die neu­en Pho­tos dar­auf kopie­ren. Ansons­ten gilt, wie immer: Kein Back­up, kein Mitleid.
  • Eine Klei­nig­keit: Ich habe erst zu Hau­se bemerkt, dass etli­che mei­ner Bil­der kei­ne GPS-Koor­di­na­ten hat­ten. Das lag dar­an, dass ich oft Objek­ti­ve wech­sel­te und dabei schnell sein muss­te. Mei­ne Kame­ra braucht aber immer einen Augen­blick zur Ortung. Ich war oft so schnell, dass ich nach dem Objek­tiv­wech­sel sofort Fotos gemacht hat­te, und die Koor­di­na­ten noch nicht ver­füg­bar waren. Das ist natür­lich nicht so schlimm, aber ich woll­te es der Voll­stän­dig­keit hal­ber hier auch noch erwähnen.

Auge ./. Kamera

Und hier noch die Ant­wort auf eine Fra­ge, die ich mir vor­her auch stell­te: Wie inten­siv sieht man Nord­lich­ter eigent­lich? „Sieht” nur die Kame­ra schwa­ches Licht und die Bil­der, die man kennt, sind alle per Kon­trast-/Farb­reg­ler hochgedreht?

Ant­wort: Wir sahen Nord­lich­ter pro­blem­los mit den Augen und auch rela­tiv stark/grünlich. Auf den Bil­dern sind sie jedoch tat­säch­lich etwas stär­ker als in Natu­ra. Ich schät­ze, dass sie auf (unbe­ar­bei­te­ten) Bil­dern ca. 25% inten­si­ver erscheinen.

Nordlichter hinter Bergen
Nord­lich­ter hin­ter Bergen

Oslo

Auf dem Weg nach Trom­sø flo­gen wir über Oslo und hat­ten dort einen Zwi­schen­auf­ent­halt für drei Tage ein­ge­legt. Oslo ist auf jeden­fall mal einen Besuch wert! Die Zeit dort war für uns sehr kurz, hier den­noch eini­ge Notizen:

  • Unbe­dingt die Deich­mann-Biblio­thek anschau­en! Ein wah­rer Drit­ter Ort für alle Men­schen in groß­ar­ti­ger Architektur!
Mastodon-Beitrag über Deichmann-Bibliothek in Oslo
  • Das House of Nerds hat nicht nur stil­vol­le Cock­tails über Pac­Man & Co., son­dern auch zahl­rei­che Brett­spie­le, Kon­so­len, einen VR-Raum und mehr für einen schö­nen Abend.
Mastodon-Beitrag über House of Nerds in Oslo.
  • Wenn es die Zeit erlaubt, lohnt sich ein Besuch der Oper Oslo. Das Gebäu­de hat eine tol­le Archi­tek­tur, und bei einer Füh­rung (gibt es auch auf Deutsch) kommt man über­all hin, von den Büh­nen bis zu den Werk­stät­ten und sieht, wel­cher Auf­wand hin­ter den Büh­nen betrie­ben wird. Wenn ich wie­der nach Oslo rei­se, wer­de ich vor­her schau­en, ob ich mir dort auch mal eine Vor­stel­lung anschau­en kann. Das Dach des Opern­hau­ses ist übri­gens jeder­zeit zugäng­lich und bie­tet einen guten Aus­blick über die loka­le Hafengegend.
Opernhaus Oslo
Opern­haus Oslo
  • Zuletzt, nicht bezüg­lich Oslo, aber eine sehr gute Sache: Mani­pu­lier­te Men­schen in der Wer­bung müs­sen als sol­che gekenn­zeich­net werden.
Mastodon-Beitrag über Werbeplaket mit Hinweis über Bildmanipulation in Oslo.
Mast­o­don-Bei­trag über Wer­be­pla­ket mit Hin­weis über Bild­ma­ni­pu­la­ti­on in Oslo.

Sons­ti­ges

  • Geld: Erwar­tungs­ge­mäß habe ich die gan­ze Zeit kein Bar­geld gebraucht. Ich habe kei­ne Ahnung, wie NOKs eigent­lich phy­sisch aussehen.
  • Kos­ten: Für die 1,5 Wochen habe ich ins­ge­samt grob 2.500€ aus­ge­ge­ben. Ganz genau kann ich es nicht sagen; da ich zum einen vie­les an teu­re­rer Klei­dung (Ski­ho­sen, Stie­fel, …) schon hat­te, ande­rer­seits ich mir auch eini­ges neu gekauft habe (Parka, Akti­ve Hand­schu­he, …), die ich ja aber auch noch sehr lan­ge haben werde.)
  • Mobilfunk/Netzabdeckung: Naja, wie man es außer­halb Deutsch­lands halt erwar­ten wür­de, wenn Men­schen an der Macht sind, für die das Inter­net in den 1980er Jah­ren Neu­land war.

Fazit

Es war eine sehr schö­ne Zeit. Wir hat­ten mehr Glück als Ver­stand, in einer Zeit dort gewe­sen zu sein, an der die Son­ne so aktiv war. (An einem Abend, sinn­ge­mäß: „Oh, wir haben sehr hohe Nord­licht­ak­ti­vi­tät!” – „Schon wie­der… – ach, heu­te Abend lie­ber mal was essen gehen?”)

Wer die Mög­lich­keit hat, an den Polar­kreis zu rei­sen, soll­te dies am bes­ten jetzt noch bis Febru­ar 2026 tun, bevor die Son­nen­ak­ti­vi­tät abneh­men wird. Und gene­rell gilt dabei natür­lich: Je nörd­li­cher, des­to besser.

Viel­leicht fah­re ich auch bald mal wie­der dorthin…

Rückflug: Aus dem Flugzeug über das norwegische Eis
Rück­flug: Aus dem Flug­zeug über das nor­we­gi­sche Eis. Bis zum nächs­ten Mal.

Du willst noch ein paar Nord­licht­bil­der sehen? Auf mei­nem Pho­to­blog lichtspiele.akde gibt es noch eini­ge mehr.

Für mehr Zumu­tungs­viel­falt in Medien

In einer der letz­ten Eco­no­mist-Aus­ga­ben gab es eini­ge Arti­kel mit Ana­ly­sen zur zuneh­men­den Aus­ein­an­der­ent­wick­lung der Spra­che von (US-) Medi­en. Sie drü­cken eine Sor­ge aus, die ich auch für Euro­pa schon lan­ge habe.

Der eine Arti­kel Ame­ri­can jour­na­lism sounds much more Demo­cra­tic than Repu­bli­can beschreibt, wie Jour­na­lis­ten eine gro­ße Men­ge von 2‑Wort-Kom­bi­na­tio­nen mit poli­ti­scher Fär­bung (z.B. „sto­len elec­tion”) als eher links- bzw. eher rechts­ge­rich­tet klas­si­fi­ziert und Tex­te vie­ler gro­ßer US-Medi­en/-Sen­der von 2017 bis 2022 durch einen Klas­si­fi­zie­rer gejagt haben. Die wesent­li­che Aus­sa­ge ist, dass ins­be­son­de­re seit Trumps Amts­an­tritt die Medi­en immer stär­ker in eine bestimm­te Rich­tung drif­ten und ande­re Mei­nun­gen zuneh­mend weni­ger verbreiten.

Der ande­re Arti­kel Can you have a healt­hy demo­cra­cy wit­hout a com­mon set of facts? zeich­net his­to­risch nach, dass media­le Dis­rup­tio­nen (fast?) immer zu grö­ße­rer Frag­men­tie­rung des Publi­kums führ­ten. Von sehr klei­nen mei­nungs­star­ken Mini-Zei­tun­gen von vor 200 Jah­ren für eine rela­tiv klei­ne Eli­te über tech­ni­sche Zwän­ge weni­ger Mas­sen­ka­nä­le (Fre­quen­zen/TV-Sen­der) bis hin zur heu­ti­gen immer stär­ker pola­ri­sie­ren­den Medi­en­viel­falt. Inter­es­san­te Beobachtung:

The­re is a lot to like about the sub­scrip­ti­on-based out­fits that now rule: what bet­ter test of the qua­li­ty of the work than whe­ther peo­p­le will pay for it? But such busi­nesses can also be built on pan­de­ring to people’s prejudices.

Can you have a healt­hy demo­cra­cy wit­hout a com­mon set of facts?, The Eco­no­mist vom 16.12.2023

Wenn Men­schen zuneh­mend invi­di­du­ell für Nach­rich­ten bezah­len (sol­len), ist es nicht erwart­bar, wenn sie sich zuneh­mend die­je­ni­gen Quel­len aus­wäh­len, die ihr bestehen­des Welt­bild bestär­ken? Und sie dann auch von „Zumu­tun­gen” (ande­ren Fakten/Meinungen) verschont?

Doch gera­de die „Zumu­tun­gen” sind es, die Men­schen wei­ter­brin­gen kön­nen. Wir müs­sen als Gesell­schaft in der Lage sein, kon­struk­tiv über (fast) alles zivi­li­siert strei­ten zu kön­nen. Und dafür müs­sen wir uns auch ernst­haft mit Posi­tio­nen poli­ti­scher Gegen­sei­ten aus­ein­an­der­set­zen. Das ver­ler­nen wir mei­nes Erach­tens zunehmend.

If Trump sup­port­ers are anti-demo­cra­tic racists, why bother try­ing to win them over?

Can you have a healt­hy demo­cra­cy wit­hout a com­mon set of facts?, The Eco­no­mist vom 16.12.2023

Wir ver­su­chen gar nicht mehr zu ver­ste­hen, war­um bestimm­te Men­schen bestimm­te Posi­tio­nen unter­stüt­zen. So wer­den Mau­ern zemen­tiert. Und ohne Aus­ein­an­der­set­zung neh­men wir uns Lern­mög­lich­kei­ten, um unse­re eige­ne Posi­ti­on zu bestär­ken oder anzu­pas­sen. Eigentor.

Die­ser Trend macht mir schon lan­ge Sor­gen. Ich habe lei­der aber auch kei­ne Lösung dafür. Außer für mich selbst: Ich ver­su­che (so die Zeit es zulässt) mög­lichst vie­le unter­schied­li­che Medi­en ver­schie­de­ner „Schlag­sei­ten” zu kon­su­mie­ren. Sehr wert­voll sind für mich auch eini­ge bra­si­lia­ni­sche / spa­ni­sche Quel­len, die The­men oft völ­lig anders dar­stel­len als deutsch­spra­chi­ge oder eng­lisch­spra­chi­ge Medi­en oder über­haupt auch über ande­re The­men berich­ten. Gera­de wer meh­re­re Spra­chen spricht, soll­te die Mög­lich­keit nut­zen, seinen/ihren sprach­lich- und kul­tu­rel­len Medi­en­mix zu erhöhen.

Aber: Damit mache ich im Prin­zip selbst jour­na­lis­ti­sche Arbeit. Muss/Sollte jeder Leser heut­zu­ta­ge wirk­lich ein Eigen-Jour­na­list sein?

Cold­Fu­si­on: Are we the Lone­liest Generation?

Gedan­ken zu dem Video:

World­wi­de today 33% of adults feel lonely.

  • Bei­tra­gen­der Fak­tor: Je weni­ger Drit­te Orte es gibt, des­to ein­sa­mer sind die Men­schen in einer Stadt.
  • In Deutsch­land, Men­schen kom­men vor allem über gemein­sa­me Inter­es­sen zusammen.

Loneli­ne­ss = (Amount of social con­nec­tion you want) — (Desi­red amount of social connection)

Ursprungs­ver­mu­tun­gen

  • Das Phä­no­men hät­te nach Alan Green­blatt (QC Rese­arch, 2023), sei­nen Anfang in den Jugend­be­we­gun­gen der 1960er-Jah­re. Men­schen sorg­ten sich mehr um natio­na­le oder glo­ba­le Pro­ble­me als um die ihrer direk­ten Umgebung:

[This] decreased num­ber of social gathe­rings and ero­ded orga­ni­sa­tio­nal participation.”

  • In den 1970er-Jah­ren hät­te es sozia­le Span­nun­gen (Ölkri­se, etc.) gege­ben, durch die vie­le Men­schen sich eher zurück­zo­gen und an sich selbst dach­ten – die Invi­di­dua­li­sie­rung bekam einen Schub.
  • Ein­sam­keit hät­te mit der zuneh­men­den Indi­vi­dua­li­sie­rung seit die­ser Zeit begon­nen. Und nach­fol­gen­de Gene­ra­tio­nen leb­ten in einer immer indi­vi­dua­li­sier­te­ren Welt.
  • In Städ­ten mit keinen/wenigen Drit­ten Orten müs­sen Begeg­nun­gen geplant wer­den. Dies lässt kein Raum mehr für zufäl­li­ge Begegnungen.

OWASP ASVS: Die bes­se­re OWASP Top 10

Auf dem Novem­ber-Tref­fen von OWASP Frank­furt hat Jim Mani­co einen inter­es­san­ten Vor­trag über das OWASP Appli­ca­ti­on Secu­ri­ty Veri­fi­ca­ti­on Stan­dard Pro­ject gehal­ten. Dies ist ein Refe­renz­mo­dell (wie z.B. CMMI) über die Ent­wick­lung und das Tes­ten siche­rer Soft­ware. Ich emp­feh­le jedem, der mit Soft­ware-Ent­wick­lung zu tun hat, dort öfter man (am Anfang von Pro­jek­ten) reinzuschauen.

Ich habe bei ver­schie­de­nen Pro­jek­ten das Jahr über immer wie­der mit den OWASP Top Ten zu tun gehabt, einer alle paar Jah­re aktua­li­sier­ten Lis­te der zehn kri­tisch­ten Sicher­heits­pro­ble­me. Die­se Lis­te ist gut geeig­net um zu wis­sen, auf wel­che IT-Sicher­heits­aspek­te man im All­ge­mei­nen auf­grund ihrer Ver­brei­tung beson­ders ach­ten sollte.

Natür­lich hat jede Anwen­dung in ihrer eige­nen Umge­bung mit eige­nen Pro­ble­mem zu kämp­fen; und nur, weil ein Sicher­heits­pro­blem nicht in der Top Ten-Lis­te erscheint heißt natür­lich nicht, dass es in einem kon­kre­ten Fall kei­ne Rol­le spielt. Jedoch fand ich es inter­es­sant von Mani­co zu hören dass es mitt­ler­wei­le in der Rea­li­tät oft der Fall wäre, dass Fir­men sagen, ihre Soft­ware sei sicher, weil sie „gemäß der OWASP Top Ten-Lis­te” ent­wi­ckelt wurde.

Das ist natür­lich Blöd­sinn. Aber mal wie­der ein inter­es­san­tes Bei­spiel, wie gute Inten­tio­nen und Pro­jek­te miss­ver­stan­den wer­den kön­nen, weil sie Leu­te zu Gesicht bekom­men, die sich nur ober­fläch­lich mit IT-Sicher­heit beschäftigen.

6 Mona­te Mac­Book Pro 2017: Soli­de, nicht überragend

Anfang Novem­ber 2017 habe ich mein 4 Jah­re lang genutz­tes Mac­Book Air in die Ren­te (bzw. effek­tiv zu einer mei­ner Schwes­tern) geschickt und auf das Mac­Book Pro 2017 (13 Zoll, mit Touch­Bar) gewech­selt. Hier fas­se ich kurz eini­ge sub­jek­ti­ve Erfah­run­gen nach gut einem hal­ben Jahr zusammen.

Die Hard­ware ist über­wie­gend her­vor­ra­gend, aber ich möch­te hier pri­mär erzäh­len, mit was ich nicht zufrie­den war, das man sonst in Test­be­rich­ten nicht liest.

Die elen­de tol­le Tastatur

Ursprüng­lich war ich mir sicher, dass ich mir die­ses MBP nie kau­fen wür­de. Nach­dem ich das 2016er-Modell in einem Apple Store kurz tes­te­te, war ich ent­setzt von der schreck­li­chen Tas­ta­tur. Da ich pri­mär mit der Tas­ta­tur arbei­te, war das für mich ein K.O.-Kriterium.

Ende Som­mer 2017 war ich dann eine Woche lang in Irland unter­wegs mit Freun­den, von denen einer das neue Mac­Book Pro dabei hat­te. Ich nahm es eini­ge Male und nach eini­ger Zeit wur­de das Tipp-Gefühl immer bes­ser, so dass ich kaum noch auf mei­nem Mac­Book Air tip­pen woll­te. Ich war erstaunt, wie her­vor­ra­gend die Tas­ta­tur für mich funk­tio­nier­te, nach­dem ich sie län­ge­re Zeit ver­wen­de­te. Mein ers­tes Gefühl im Apple Store mit eini­gen Tro­cken­übun­gen im Text­edi­tor war irreführend.

Nach­dem ich im Herbst mei­nen Schreib­tisch neu ein­ge­rich­tet hat­te und dann auch zwei exter­ne Moni­to­re nut­zen woll­te, ist die Wahl dann doch auf das Mac­Book Pro gefal­len. Anfangs habe ich noch gedacht, dass ich zu Hau­se sowie­so immer eine exter­nen Tas­ta­tur nut­ze und dies ja auf jeden Fall wei­ter machen könn­te, soll­te ich mit der Tas­ta­tur doch nicht zurecht kom­men. Und für Unter­wegs wäre sie gut genug.

Ein hal­bes Jahr spä­ter: Hm, ich nut­ze mei­ne exter­ne Tas­ta­tur ja über­haupt nicht mehr…

Daher: Ja, das Tipp­ge­fühl mit den But­ter­fly-Tas­ten fühlt sich erst mal sehr komisch an, kann aber tat­säch­lich her­vor­ra­gend sein. Ob man selbst damit zurecht kommt, kann man mei­ner Mei­nung nach nur her­aus­fin­den, wenn man mal meh­re­re Stun­den lang nor­mal mit der Tas­ta­tur arbei­tet. Eini­ge Minu­ten Aus­pro­bie­ren brin­gen im bes­ten Fall über­haupt nichts und führt im schlech­tes­ten Fall zu einer vor­eil­li­gen Meinung.

Die Leis­tung

Ich habe das 13 Zoll-Modell mit schnells­ter CPU (i7-7567U), maxi­ma­lem RAM (16 GB) und kleins­ter SSD (256 GB) gekauft. Die SSD ist sehr, sehr schnell. War­te­zei­ten auf Daten gibt es prak­tisch nicht mehr, weil immer irgend­ei­ne ande­re Kom­po­nen­te lang­sa­mer ist. Aber mich hat depri­miert, dass mei­ne Haupt­an­wen­dun­gen kaum schnel­ler lau­fen. Im Ver­gleich zu mei­nem Mac­Book Air von Mit­te 2013 (auch maxi­ma­le CPU und RAM) beträgt die sub­jek­ti­ve Geschwin­dig­keits­stei­ge­rung  nahe­zu Null.

Nahe­zu Null.

Damit bezie­he ich mich vor allem auf die Geschwin­dig­keit von Test-Sui­tes in RSpec oder Cucum­ber in Ruby­Mi­ne. Kon­tin­uer­lich vol­le CPU-Aus­las­tung errei­che ich über­wie­gend bei dem stän­di­gen Aus­füh­ren von Tests, die beim test-getrie­be­nen Ent­wi­ckeln halt stän­dig duch­lau­fen müs­sen. Fest­zu­stel­len, dass 4 Jah­re neue­re Hard­ware die Durch­lauf­zei­ten von 5:43 Minu­ten auf 5:28 Minu­ten senkt, war deprimierend.

Ich weiß ja, dass die Sin­gle-Thread-Leis­tung schon lan­ge nicht mehr stark steigt, aber ich hat­te schon die Erwar­tungs­hal­tung gehabt, wenigs­tens im ers­ten Jahr eine höhe­re Schwupp­di­zi­tät zu haben. Wie es frü­her mit neu­en Rech­nern so war. Aber das darf man wohl nicht mehr erwarten.

Die Lauf­zeit

Vor­her nutz­te ich pri­mär ein Mac­Book Air. Dass mitt­ler­wei­le gut vier Jah­re alt und des­sen Akku-Kapa­zi­tät mitt­ler­wei­le von 7150 mAh auf 5229 mAh gefal­len ist. Und damit läuft es immer noch län­ger als ein fabrik­neue Mac­Book Pro.

Denn das Mac­Book Pro hat eine Akku-Kapa­zi­tät von 4315 mAh im Neu­zu­stand. Und eine höhe­re Leis­tungs­auf­nah­me, ver­mut­lich ins­be­son­de­re bedingt durch den deut­lich höher auf­ge­lös­ten und hel­le­ren Bild­schirm. Jetzt kann man sich die Kon­se­quen­zen ausrechnen.

Die effek­ti­ve Lauf­zeit im All­tag beträgt bei mir im Schnitt  5 Stun­den. Beim Ent­wi­ckeln mit einer IDE, spo­ra­di­schen Test­durch­läu­fen, bei denen ein Kern ab und zu mal 5 Minu­ten auf Voll­ast (nicht öfter als 2 mal je Stun­de) arbei­tet und dem Bild­schirm auf ca. 75%. Die von Apple ange­ge­be­nen „bis zu 10 Stun­den” hal­te ich für völ­lig unrea­lis­tisch. Das ist viel­leicht mit einem exter­nen Moni­tor, aus­ge­schal­te­tem inter­nen Dis­play und aus­schließ­li­chem Text­schrei­ben möglich.

Das ist eine deut­li­che Ver­schlech­te­rung zu frü­her. Beim Mac­Book Air erreich­te ich locker Lauf­zei­ten von 8–9 Stun­den. Mit genau den glei­chen Akti­vi­tä­ten und glei­cher Software.

Anders aus­ge­drückt: Mitt­ler­wei­le nut­ze ich das Netz­teil wie­der tagsüber.

Aller­dings war mir natür­lich bewusst, dass das MBP nicht so sehr auf Lauf­zeit opti­miert ist wie das MBA. Aber dass der Unter­schied dann doch so stark sein wür­de und auch so der­ma­ßen stark von der ver­spro­che­nen Lauf­zeit abwei­chen wür­de, hät­te ich nicht gedacht. Bis­her waren mei­ner Erfah­rung nach die Lauf­zeit-Anga­ben bei Apple-Gerä­ten rea­lis­tisch. Aber ab jetzt traue ich ihnen nicht mehr.

Ergän­zung 22. April: Ges­tern war mein MBP fast voll, heu­te mor­gen leer, ohne dass ich es benutzt hät­te. Aller­dings habe ich die Nacht über mein iPad ange­schlos­sen, um es zu laden. (Ich war nicht zu Hau­se und nicht genug Ste­cker­netz­tei­le dabei.) Wie vie­le ande­re nut­ze ich manch­mal mein Note­book, um Gerä­te über USB zu laden, da Note­books meis­tens genug Ener­gie gespei­chert haben, um „klei­ne­re” Gerä­te zu versorgen.

Mit dem rela­tiv klei­nen MBP-Akku kann man damit aber in eine Fal­le lau­fen. Mein iPad-Akku (5. Gene­ra­ti­on) hat eine Kapa­zi­tät von 8557 mAh und damit fast dop­pelt so viel Kapa­zi­tät wie der Akku des MBPs. Damit ist klar: lädt man ein iPad, das weni­ger als 50% Akku-Leis­tung hat, über Nacht am neu­en Mac­Book Pro, dass nicht am Netz­teil hängt, ist letz­te­res am nächs­ten Tag leer. Mit neue­ren Smart­phones könn­te das auch eine „Gefahr” dar­stel­len. Gera­de wenn man unter­wegs ist, soll­te man dies im Hin­ter­kopf behalten.

CATERR detec­ted! No MCA data found.

Die deut­lichs­te Pro­duk­ti­vi­täts­stei­ge­rung stell­te sich durch exter­ne Hard­ware ein. Vor­her hat­te ich einen Full HD 27 Zoll-Moni­tor zusätz­lich zum Moni­tor des Mac­Book Airs genutzt. Jetzt kom­men zu dem inter­nen, über alle Zwei­fel phan­tas­ti­schen Reti­na-Dis­play zwei 27-Zoll-Moni­to­re mit 2,7k und 4K hin­zu. (Der 4K-Moni­tor ist natür­lich auf 2,7k her­un­ter­ska­liert. Was um Wel­ten bes­ser ist als der nati­ve 2,7k-Monitor. Daher auch hier mei­ne Emp­feh­lung, beim Neu­kauf lie­ber 4k zu kau­fen. Man ska­liert es zwar sowie­so her­un­ter, aber der Schär­fe­ge­winn ist phänomänal.)

Lei­der ist das aber auch eine anhal­ten­de Quel­le von Pro­ble­men. In 50% aller Fäl­le, in dem bei­de Moni­to­re (über Dis­play­Po­rt) ange­schlos­sen sind und aus dem Ruhe­zu­stand auf­wa­chen sol­len, gibt’s eine Ker­nel-Panik und das Sys­tem star­tet neu. Anfangs sah ich fol­gen­de Feh­ler­mel­dung gut ein Dut­zend Mal die Woche:

*** MCA Error Report ***
CPU Machine Check Architecture Error Dump (CPU: Intel(R) Core(TM) i7-7567U CPU @ 3.50GHz, CPUID: 0x806E9)
CATERR detected! No MCA data found.

Mitt­ler­wei­le ste­cke ich die Moni­to­re ein­fach immer ab, wenn ich das Note­book ver­las­se, um nicht zu ris­kie­ren, dass alles ein­schläft und dann nie wie­der auf­wacht.  Das Pro­blem ist bekannt, im Netz fin­den sich unzäh­li­ge Leid­ge­nos­sen. (Das Pro­blem star­te­te mit dem Mac­Book Pro 2016 und ist in der 2017-Ver­si­on immer noch im Kauf­preis enthalten.)

Immer wie­der stürzt das Sys­tem aber auch beim Ein­ste­cken eines exter­nen Moni­tors ab. (Bei ver­schie­de­nen Moni­to­ren, nicht immer dem­sel­ben.) D.h. ich habe eigent­lich jede Woche 1–2 har­te Abstür­ze (Stand April 2018). Ich habe schon Kabel getauscht, Kreuz-Tests gemacht, Apple Sup­port/-Store/­Dritt­händ­ler kon­tak­tiert und die Moni­to­re natür­lich auch schon aus­führ­lich mit ande­ren Gerä­ten getes­tet. Zuver­läs­sig tre­ten die Pro­ble­me nur mit dem Mac­Book Pro auf — auch mit einem ande­ren Mac­Book Pro 2016, das ich test­wei­se mit von einer Bekann­ten mal aus­ge­lie­hen hatte.

Im Dezem­ber hat­te ich fest­ge­stellt, dass die Abstür­ze sel­te­ner wur­den, nach­dem ich die Moni­to­re auf Dis­play­Po­rt 1.1 ein­ge­stel­le hat­te (vor­her Dis­play­Po­rt 1.2). Aber das hielt nur bis Febru­ar an; ein macOS-Update soll­te bestimm­te Gra­phik-Pro­ble­me mit dem MBP behe­ben, aber seit­dem stürzt das Sys­tem immer wie­der regel­mä­ßig ab, egal ob die Moni­to­re jetzt mit DP 1.1 oder DP 1.2 arbeiten.

Ich lebe damit, es ist das ein­zi­ge ech­te Pro­blem des Gerä­tes. Dass Pro­blem tritt jetzt schon seit knapp zwei Jah­ren auf. Bei unzäh­li­gen Benut­zern. Bei einem Note­book für 2500€. Bla­ma­bel. Dermaßen.

Aktua­li­sie­rung Juni 2018: Eini­ge macOS-Update spä­ter: Wei­ter­hin unverändert.

Die Touch­Bar

Tele­fo­nie-Steue­rung.

Video-Steue­rung mit Rück- und Vor­lauf­mög­lich­keit per Finger.

Anwen­dungs­um­schal­tung per TouchSwitcher.

… ist oft eine nütz­li­che Ergän­zung. Es gin­ge auch ohne, aber oft ist es sehr prak­tisch. Ich nut­ze sie vor allem zur Audio-Steue­rung (um z.B. direkt in Pod­casts mit den Fin­gern etwas nach vor­ne navi­gie­ren zu kön­nen) und zum Tele­fo­nie­ren und je nach Anwen­dung auch zum schnel­len Umschal­ten oder Able­sen von Kurz-Infos.

Schö­ne Idee, oft prak­tisch, aber kein Muss. Das ist im Prin­zip alles, was mir der­zeit dazu ein­fällt. (Zu den letz­ten bei­den Fotos: AppS­wit­cher und Nyan­cat Touch.)

Wohl für die wenigs­ten ein Kauf­kri­te­ri­um, aber auch mög­lich: Inter­net-Meme immer im Blick. Mit Musik!

Das Netz­teil — Vor­sicht im ICE!

Mein Mac­Book Air-Netz­teil muss­te ich ein­mal neu kau­fen, weil sich nach gut drei Jah­ren ein Kabel­bruch ange­bahnt hat­te. Das kann bei den neu­en Mac­Book Pro-Netz­tei­len nicht mehr pas­sie­ren, da Kabel und Netz­teil getrennt sind. Man steckt das USB-C-Kabel in das Netz­teil und in das Note­book. Das Netz­teil hat kei­ne beweg­li­chen Tei­le mehr, die ver­schlei­ßen könn­ten. Sehr schön!

Aber: Ich habe ange­fan­gen mir anzu­ge­wöh­nen, das Kabel erst am Note­book und dann am Netz­teil her­aus­zu­zie­hen, das Kabel schön zu fal­ten und dann das Netz­teil aus der Steck­do­se zu zie­hen. Und vor eini­gen Wochen saß ich wie­der im ICE und habe den letz­ten Schritt ver­ges­sen. Denn das Netz­teil ver­steckt sich per­fekt in der Steck­do­se zwi­schen den ICE-Sit­zen. Das fällt nicht mehr auf, wenn man nicht dar­an denkt und abge­lenkt ist. Das wäre mir mit dem alten nicht pas­siert, denn mit dem fest mon­tier­tem Kabel hät­te ich das nicht übersehen.

Naja, Lehr­geld bezahlt (80€). Ich mache das USB-C-Kabel jetzt nie mehr vom Netz­teil ab…

Fazit

Ohne es im Detail aus­ge­führt zu haben, weil ich mich hier auf nega­ti­ve Aspek­te kon­zen­triert habe, ist das Mac­Book Pro ein über­wie­gend her­vor­ra­gen­des Gerät und ich bin größ­ten­teils damit zufrie­den. „Größ­ten­teils”.  Das ist schon trau­rig, gera­de für den Preis. Das Preis-/Leis­tungs­ver­hält­nis erach­te ich daher mitt­ler­wei­le als sehr schlecht. Ein ange­mes­se­ner Preis wären ca. 1500€. Aber auf kei­nen Fall 2500€.

Eine güns­ti­ge­re Vari­an­te wären die Nicht-Touch­Bar-Ver­sio­nen gewe­sen. Die Touch­Bar ist zwar oft eine nütz­li­che Ergän­zung, aber wie geschrie­ben (der­zeit) kein Muss. Aber die Nicht-Touch­Bar-Model­le haben ins­ge­samt nur zwei USB-C-Anschlüs­se. Damit bekä­me ich kei­ne zwei nor­ma­len exter­nen Moni­to­re hin und gleich­zei­tig ein Netz­teil. (Es gibt Moni­to­re, mit denen man auch das MBP laden kann, aber das wäre schon eine sehr star­ke Ein­schrän­kung.) Ins­ge­samt kom­me ich mit 4 USB-C-Ports gut zurecht; zwei gin­gen für mich gar nicht. (Nach­trag 22:48 Uhr: USB‑C ist aller­dings so mäch­tig, dass man das Pro­blem mit Docking Stations/Thunderbold Sta­ti­ons lösen kann. Dan­ke an Felix für die Ergänzung!)

Ich bin mir mitt­ler­wei­le nicht mehr sicher, ob ich nach 4 Mac-Note­books mir in ein paar Jah­ren nicht doch wie­der ein Linux-Note­book kau­fen soll­te. Was ich eigent­lich nicht will, denn auch wenn ich sonst über­all nur mit Linux (und manch­mal Open­BSD) arbei­te, als Desk­top fin­de ich wei­ter­hin macOS mit Abstand am bes­ten. Tja, mal sehen.

Visi­ten­welt­kar­te akde/welt

Als ich in Madrid leb­te, schrieb ich als Ori­en­tie­rungs­hil­fe mir eine klei­ne Kar­ten­an­wen­dung in Rails mit Leaf­let/Open­Street­Map, auf der ich Orte mar­kie­ren konn­te. Dadurch konn­te ich in einer noch frem­den Stadt neu gefun­de­ne Orte mar­kie­ren und mir für die Zukunft mer­ken. Seit­dem habe ich die Anwen­dung unzäh­li­ge Male an vie­len Orten ver­wen­det. Teil­wei­se auch zusam­men mit Freun­den, um bei gemein­sa­men Rei­sen mög­li­che Orte zu mar­kie­ren, die man evtl. auf­su­chen könnte.

Das Spei­chern, Anno­tie­ren und Tei­len von Orten in einer Kar­ten­an­wen­dung geht zwar auch auf Fremd­ser­vern wie bei Goog­le, aber natür­lich will ich die Daten dort nicht spei­chern. Und zudem ist so eine ein­fa­che Kar­ten­an­wen­dung mit Leaf­let sehr schnell selbst aufgesetzt.

Aller­dings war die ursprüng­li­che Anwen­dung nicht für meh­rer Benut­zer (-krei­se) aus­ge­legt und so habe ich im Lau­fe der Zeit über ein Dut­zend nahe­zu glei­cher Instan­zen ange­legt für ver­schie­de­ne Rei­sen und Grup­pen. Das hat jetzt mit einer neu­en Ver­si­on der Kar­ten­an­wen­dung ein Ende, mit der ich Benut­zer und Grup­pen anle­gen kann.

Ohne Ange­mel­det zu sein wäre die öffent­lich ver­füg­ba­re Kar­te aller­dings erst­mal leer. Dabei ist mir ein­ge­fal­len, dass ich öfters schon Emp­feh­lun­gen gege­ben habe für bestimm­te Orte, z.B. her­vor­ra­gen­de Cafés. Aber in der Regel kann man ja nicht wis­sen, ob ich an einem bestimm­ten Orte schon war und dafür Emp­feh­lun­gen habe. Ein guter Anwen­dungs­fall für eine öffent­li­che Kar­te war gefunden.

Daher ist jetzt akde/welt online, auf der ich eini­ge sub­jek­ti­ve Emp­feh­lun­gen für ver­schie­de­ne Orte ste­hen habe. Eine net­te Ergän­zung zu mei­ner Visi­ten­kar­te für geo­gra­phisch gebun­de­ne Infor­ma­tio­nen. Ich wer­de die Kar­te immer wie­der mal erweitern.

Mehr mobi­les Daten­vo­lu­men mit VPN

Vor eini­ger Zeit hat eine mei­ner Schwes­tern erwähnt, dass sie offen­bar ein höhe­res Daten­vo­lu­men hat, wenn sie stän­dig das VPN benutzt. (OpenVPN in die­sem Fall, was bei uns zu Hau­se auf einem Ser­ver ter­mi­niert.) Das fand ich komisch, denn der Pro­vi­der zählt die Daten ja unab­hän­gig vom Protokoll.

Als mich die­se Schwes­ter vor eini­gen Tagen vom Flug­ha­fen abge­holt hat, hat sie das erfreut wie­der gesagt; und tat­säch­lich — iOS zeig­te einen Ver­brauch von 410 MB an und das Netz lief ohne Dros­se­lung. (Sie hat einen Pre­paid-Tarif mit 300 MB.)

Plötz­lich kam mir die Erleuch­tung — OpenVPN kom­pri­miert die Daten vor der Ver­schlüs­se­lung! Die Daten wer­den in iOS auf unte­rer Ebe­ne vom VPN erst ent­packt und gehen erst dann in die Zäh­lung ein. Und der Pro­vi­der zählt natür­lich nur die kom­pri­mier­ten Pake­te. Je nach­dem, wie gut sich die über­tra­ge­nen Daten kom­pri­mie­ren las­sen, kann man damit also durch­aus ein grö­ße­res Daten­vo­lu­men nut­zen als das, was man bezahlt.

Also dann: VPN an. Immer.

EU-Flug­gast­rech­te. Man soll­te sei­ne Rech­te kennen

Wer auch mal im Flug­zeug von oder nach Euro­pa unter­wegs ist, soll­te die EU-Flug­ast­rech­te ken­nen. Bei Ver­spä­tun­gen von mehr als 2 Stun­den oder wei­te­ren Ereig­nis­sen wie Anul­lie­rung hat man i.d.R. Anspruch auf Entschädigung.

Ich emp­feh­le jedem, der auch mal per Flug­zeug unter­wegs ist, sich die ver­link­te Wiki­pe­dia-Sei­te anzu­se­hen. Unter­neh­men ken­nen immer ihre Rech­te und set­zen sie durch. Nur Ver­brau­cher oft nicht. Das ist sehr schade.

19 Stun­den und ein Hotel später

Ich habe letz­ten Dezem­ber auf dem Rück­flug von Lis­sa­bon erst­mal den Fall gehabt, dass ein Flug über­haupt nicht nach Plan lief. LH1167 hat­te 19 Stun­den Ver­spä­tung. Aus dem plan­mä­ßi­gen Abflug 12:05 Uhr wur­de 7:35 Uhr am fol­gen­den Tag.

Nun ja, ich kann­te damals schon mei­ne Rech­te. Bei so einer Ver­spä­tung und Flug am nächs­ten Tag habe ich Anspruch auf kos­ten­lo­se Hotel­über­nach­tung, Taxi-Fahr­ten dort­hin und von dort zurück sowie Ver­pfle­gung. Und 400€ Entschädigung.

Bis auf letz­tes habe ich auch alles direkt bei Luft­han­sa vor Ort bekom­men. Was mich aber ärger­te: Ich habe das alles bekom­men, weil ich das gefor­dert habe und wuss­te, was mir zusteht. Zu kei­nem Zeit­punkt aber wur­den die Pas­sa­gie­re über ihre Rech­te informiert.

Mir ist auf­ge­fal­len vor dem Abflug, dass offen­bar vie­le am Ter­mi­nal über­nach­tet haben. Und wohl auch auf eige­ne Kos­ten (teu­er!) geges­sen haben. Ich hat­te hin­ge­gen zwei län­ge­re Taxi-Fahr­ten, eine sehr kom­for­ta­ble Nacht im 4‑S­ter­ne-Hotel mit Bade­wan­ne und Mini-Bar, Buf­fett und freie wei­te­re Geträn­ke samt Weck­ser­vice. Nach der Preis­lis­te hat allei­ne das die Luft­han­sa das drei­fa­che von dem gekos­tet, was ich für bei­de Flü­ge bezahlt haben. (Auch wenn sie sicher­lich Rabatt bekom­men.) Aber das ist halt das wirt­schaft­li­che Risiko.

Wer sei­ne Rech­te nicht kennt, bekommt nichts

Natür­lich kann ich es aus wirt­schaft­li­chen Aspek­ten ver­ste­hen, dass Luft­han­sa die Pas­sa­gier­rech­te nicht an die gro­ße Glo­cke hän­gen will. Aber anstän­dig fin­de ich das nicht. Luft­han­sa wür­de mit aller recht­li­chen Gewalt alle Rech­te gegen mich durch­set­zen, soll­ten sie von mir etwas zu for­dern haben. Die Pas­sa­gie­re müss­ten das auch tun. Das wäre nur gerecht.

Die 400€ Ent­schä­di­gung will Luft­han­sa mir auch erst­mal nicht bezah­len, weil das Wet­ter schuld dar­an gewe­sen sei. Dann müss­ten sie auch wirk­lich nicht zah­len. Dumm nur, dass alle ande­ren Flug­zeu­ge geflo­gen sind, selbst ein ande­res von Luft­han­sa nach Mün­chen. Hat­te die­ses Flug­zeug in Lis­sa­bon bes­se­res Wet­ter dabei?

Ino­fi­zi­ell hieß es, dass die Crew-Pau­sen­zeit auf­grund des ver­spä­te­ten Ein­gangs­flu­ges über­schrit­ten wur­de und die Crew des­we­gen erst nach einer Nacht wie­der flie­gen darf. Das ist völ­lig rich­tig so. Aber der Punkt hier in mei­nen Augen ist dann fol­gen­der: Wenn der Flug­plan der­ma­ßen eng getak­tet ist, dass selbst eine kur­ze Ver­spä­tung den letz­ten Flug des Tages für die­se Crew unmög­lich macht, ist das ein Orga­ni­sa­ti­ons­ver­sa­gen. Wenn man kei­nen Puf­fer ein­plant, muss man halt mit den Kon­se­quen­zen leben. Und dann nicht feh­ler­haf­te Pla­nung mit Wet­ter­pro­ble­men überdecken.

Durch­set­zung durch Fluggastrechteorganisationen

Zum Glück gibt es Orga­ni­sa­tio­nen, die das Geschäfts­mo­dell haben, For­de­run­gen von Pas­sa­gie­ren ein­zu­kau­fen und die­se anwalt­lich und ggf. gericht­lich durch­zu­set­zen. Die Pas­sa­gie­re erhal­ten dann die Ent­schä­di­gung abzüg­lich einer Provision.

Mein Fall liegt mitt­ler­wei­le bei flightright.de, wo sich noch wei­te­re Pas­sa­gie­re die­ses Flu­ges gemel­det und eine Voll­macht aus­ge­stellt haben. Es läuft jetzt eine Mus­ter­kla­ge vor Gericht. Evtl. wird dann geklärt, inwie­fern Flug­ge­sell­schaf­ten es zu ver­ant­wor­ten haben, wenn sie zu wenig Puf­fer­ka­pa­zi­tä­ten bereit­stel­len. Mal schau­en, ob die Wet­ter-Aus­re­de vor Gericht stand hält. Das kann jetzt 1–2 Jah­re dau­ern. Aber ich habe immer­hin kei­nen Stress damit, son­dern bekom­me die Ent­schä­di­gung im Erfolgs­fall. (Und zah­le nichts — auch nicht im Fal­le des Schei­terns der Klage.)

Daher, zum Schluss noch­mal die Bit­te: Lest bei Gele­gen­heit man den Arti­kel über Flug­gast­rech­te durch und hal­tet das immer im Hin­ter­kopf. Und sagt das ggf. auch wei­ter, wenn ihr hört, dass jemand in Kür­ze flie­gen will.

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