Eine lehrreiche Geschichte für alle, die ab und zu mit teuren, elektronischen Geräten unterwegs sind.
Toledo, den 21. April 2011. Mit Anne und Jan bin ich im schönen Toledo, eine Busstunde von meinem Wohnort in Madrid entfernt. Das Wetter hat uns schon die letzten Tage viel Regen beschert. Generell ist es in Madrid so, dass es deutlich seltener regnet als ich es aus Deutschland (der Rhein-Main-Neckar-Region) kenne. Man kann allerdings die Uhr danach stellen, dass es zum Osterwochenende in Madrid regnen wird.
Nun ja, etwas Wasser macht ja nichts. Am Mittag kommen wir gut verpackt in Toledo an. Auch meine Kamera, eine Canon 500D samt Zubehör und zwei Objektiven, ist gut in einer umgehängten Kameratasche und in meinem Rucksack verstaut. Die ersten zwei Stunden regnen es immer wieder leicht, was uns aber keine großen Probleme macht. Bei leichtem Regen photographiere ich noch etwas — wie sonst auch früher immer — , da ich die Atmosphäre zu diesem Zeitpunkt so schön finde. Nach einiger Zeit wird der Regen jedoch immer stärker, so dass ich die Kamera wegpacke. Wir schützen uns (und die Ausrüstung) so gut es geht und gehen weiter.
Am Nachmittag regnet es zeitweise so stark, dass ich glaube, Fische zu sehen, so etwa in Schulterhöhe. (<- Diesen Gag habe ich aus einer Geschichte von Don Rosa.) Bei leichtem Regen habe ich zuvor noch etwas photographiert, doch jetzt ist daran nicht mehr zu denken. Wir kommen nur noch langsam voran, stellen uns unter, wo es nur geht. Unter uns strömen Wassermassen die engen Straßen hinunter. Wir warten. Doch es hat keinen Sinn mehr. Wir entschließen uns zur Rückkehr zum Busbahnhof und dann nach Madrid.
Doch dorthin müssen wir erst einmal kommen.
Trocken zum Busbahnhof zu gelangen, ist unmöglich. Der Regen dauert, dauert, dauert an. Wir müssen aber demnächst aufbrechen. Der Weg zurück ist theoretisch nur gut 30 Minuten lang, doch bei diesen Witterungsverhältnissen dauert alles länger. Meine Kameratasche ist mittlerweile zusätzlich unter meinem Anorak. Sie ist feucht, aber nur etwas. Wir brechen auf.
Nach gefühlt zwei Stunden, vermutlich aber nur 45 Minuten, sind wir wieder am Busbahnhof in der Wartehalle. Gebadet. Die Schuhe wurden permanent durch eine Wasserkühlung versorgt. Die Unterwäsche wurde auch nicht verschont. Wir ziehen uns „hinreichend aus” und belegen fast eine ganze Stuhlreihe in der Wartehalle zum Auslegen und Pseudo-Trocknen unserer Sachen. Als ich die Kamera zum Trocknen herausnehme, bemerke ich, dass sie sehr feucht ist. Obwohl sie ausgeschaltet ist, leuchtet eine blaue LED, die anzeigt, dass die Kamera im Druckmodus oder mit einem Computer per USB verbunden ist.
Oh oh.
Ich zerlege sie (Akkus raus, Batteriegriff weg, …). Danach öffne ich den Rucksack, der sich unter meinem Anorak befand und daher trockener ist als meine Hose. Nehme den Plastikbeutel heraus. Nehme daraus die Objektivtasche heraus. Nehme daraus das Objektiv heraus. Ich öffne den Objektivdeckel und sehe etwas.
Eine Kondenswasserpfütze.
Eine Kondenswasserpfütze, die ca. ein Fünftel des vorderen Objektivglases bedeckt. Ich „schütte das Objektiv aus”.
Schnitt. Einen Tag danach, wieder in Madrid.
Die Objektive funktionieren beide. Meine Kamera geht aber nicht mehr an. Nichts geht mehr. Tot. Bis heute. 600 Euro Sachschaden. Und gegen Wasserschaden hilft die Garantie nicht.
Die Lehre aus dieser Geschichte, als Warnung für dich: Egal, wie gut du glaubst, deine Kamera oder ein anderen elektronisches Gerät geschützt zu haben — bei hinreichend hoher Luftfeuchtigkeit und etwas Pech nützt das nichts. Luftfeuchtigkeit ist tückisch und unsichtbar.
Es gibt Ausrüstungsversicherungen, die auch solche Schäden abdecken. Eine solche werde ich abschließen, sobald ich mir wieder eine Kamera kaufen werde. Eigentlich gehe ich mit Geräten sehr umsichtig um, aber diese Erfahrung war neu für mich. So eine extreme Luftfeuchtigkeit habe ich nie zuvor erlebt und deren Auswirkungen nicht erwartet.
Ich habe in Deutschland zwar nie einen so extrem starken und zusätzlich stundenlang anhaltenden Regen erlebt — ich weiß aber jetzt, dass ich im Zweifel in so einer Situation ein Hotel aufsuchen und dort ein Zimmer buchen werde. Für meine Kamera, mein iPhone, und vielleicht noch einige andere Dinge.
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