Ich bin wieder mal beeindruckt von der Fortschrittlichkeit spanischer Medien. El País bindet seit kurzem bei Ihren Artikeln Links auf ähnliche Artikel von anderen Medien ein.
Siehe zum Beispiel den Artikel zur Gauck-Wahl, im Link unten unter En otros medios und dann auf Ver todas. Der Link führt zu einer eigenen (!) Aggregationsseite mit eigenem RSS-Feed dafür. Ich wette, es beschweren sich in Spanien keine anderen Medien über diesen Dienst. Was in Deutschland los wäre, wenn sich ein großer Verlag das trauen würde, können wir uns sicherlich alle vorstellen.
*seufz*… Warum geht das bloß bei uns nicht? Hier ist es ja schon die Ausnahme, wenn Links in Artikel erscheinen (wenn auch das ja langsam besser zu werden scheint.) Die Netzauftritte deutscher „Qualitätsmedien” hinken selbst im Jahre 2012 der Netzentwicklung immer noch mindestens 5 Jahre hinterher.
Warum keine Links? Das wäre doch fatal, wenn der Leser auf andere Angebote hingewiesen würde – lieber bevormunden wir ihn ;)
Die Verlage haben einfach immer noch kein ordentliches Geschäftsmodell fürs Internet. Pay-Walls und Leistungsschutzrecht (= Geld von Nachrichten-Aggregatoren verlangen) passen für physische, nicht digitale Medien, und erstere haben keine Links. Die Verlage klammern sich anscheinend zu lange an alte Konzepte, wie die Musikbranche etc. auch. Keine Ahnung, warum da offenbar gerade Deutschland so innovationsfeindlich ist – vielleicht wäre es anders, wenn J. Gutenberg nicht in Mainz, sondern in Madrid geboren wäre?
Ohja. Und mit der Angabe von Quellen (Links auf etwaige PDF-Dateien etc., also ich meine keine Informanten) sieht es besonders düster aus.
Ergänzung: Das auch sonst interessante Medienmagazin „Zapp“ vom NDR hat am Mittwoch anlässlich der re:publica einen Beitrag erstellt. Titel: „Verleger verschlafen Online-Entwicklung“, inklusive einem kleinen Vergleich USA-Deutschland: http://www.ndr.de/ratgeber/netzwelt/onlinejournalismus101.html