Auf dem Weg zur Buchmesse in Frankfurt habe ich bei #occupyfrankfurt vorbeigeschaut. Schon als ich die Teilnehmer von weitem sah, habe ich mich sofort erinnert an die vielen traurigen/deprimierenden/ärgerlichen Erfahrungen mit anderen Demonstrationen, Asten und Vereinen, die sich durch ihre Präsentation und Übertreibung schnell in die Lächerlichkeit und damit oft leider auch das relevante Thema nebenbei in die Irrelevanz schoben.
Dieser Beitrag enthält einige Anmerkungen von mir, die in den „allgemeinen” Beitrag nicht direkt reinpassen.
Ein allgemeines und wohl nicht wirklich zu lösendes Problem ist der „Stallgeruch” von solchen Versammlungen. Eine bestimmte Mischung biertrinkender Punks, sehr alternativ gekleideter und rauchender junger Menschen, Flaggen und Stände von Antifa, Gewerkschaften, Attac und co. mit „deutlichen” Transparenten fällt mir bei vielen Demonstrationen immer wieder schnell auf. Ich habe mich bei dem Demonstrationsauftakt am Rathenauplatz nur am Rande bewegt und dort gemerkt, dass vielen Menschen bereits diese Signale völlig genügten, um sich mit „dem” Anliegen der Demonstranten nicht weiter zu beschäftigen. (Sprich, viele schauen hin, schütteln den Kopf, verdrehen die Augen etc.) Das kreide ich nicht diesen Demonstranten an. Ich finde es schade, dass diese Signale vielen Menschen schon genügen, um sich abzuwenden. Aber dagegen kann man wohl nichts machen.
Unter dieser Mischung befinden sich viele Dauerdemonstranten, die ich besonders in der Studiengebührendemohochzeit um 2005/2006 herum praktisch bei jeder Demonstration sah. Auf sie werden Außenstehende oft eher aufmerksam als auf 50 „normale” (unerfahrene) Demonstranten, was dem Bild einer Versammlung abträglich sein kann. Manchmal ärgert mich das so richtig, wenn zum Beispiel wie vor zwei Jahren in Frankfurt bei einer Sub-Demonstration für „Freiheit statt Angst” hinter der leider nicht allzugroßen Masse von „normalen” Demonstranten (die nur wegen des Themas gekommen sind) ein Block von Antifas (oder ähnlichen) mitmarschieren und nur Aufmerksamkeit vom eigentlichen Anliegen ablenkten.
Als Erklärung für die Nicht-Fokussiertheit von Studentenvertretungen (also ASten) ziehe ich oft die Studienrichtung der Referenten heran. Ja, das folgende ist schon etwas fies und nicht zu 100% ernst gemeint; aber ich glaube, dass in der Tendenz durchaus an folgendem etwas dran ist: Je mehr Studenten von Geistes- und Sozialwissenschaften in einem AStA sind, desto größenwahnsinniger, ineffektiver, irrelevanter, unorganisierter und Heißluft-palavender ist er. Umgekehrt bestand der effektivste AStA der TU Darmstadt, den ich bisher kennen lernen durfte, aus etlichen Informatikern, Mathematikern, E‑Technikern und Physikern. Seit dem diese dort abgezogen sind, scheinen in der hochschulöffentlichen Wahrnehmung Atomausstieg, die armen, überall benachteiligten und geknechteten Frauen und diverse, vor der Tür stehende rechtsextreme Gefahren Hauptanliegen der Studie… äh… des AStAs zu sein. Naja, immerhin ist die Welt dann bald gerettet.
Zu diesem Thema gibt es noch viel zu sagen, aber damit belasse ich es erstmal…
Agree
Bei Spiegel Online gibt es einen Artikel, der mit weiteren Beispielen in eine ähnliche Richtung geht.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,792017,00.html
Hallo Marc,
ich finde irgendwie nicht den Zusammenhang zwischen dem letzten Block und dem Teil darüber.
Zudem scheinst du keine Ahnung zu haben was der aktuelle AStA der TU Darmstadt alles macht (der übrigens immernoch zu einem großen Teil aus E‑Technik, Informatik und Physik besteht). Vielmehr beziehst du dich auf eine einzige Pressemitteilung aus dem gesamten letzten Jahr…
Ich verstehe sowieso nicht warum im Rahmen der Demo andauernd die ASten angesprochen werden. Die waren zwar mit Sicherheit alle mit dabei (vom TU Darmstadt AStA weiß ich es) aber eben als Teilnehmer. Die Demo wurde nicht von diesen organisiert.
Den Rest fasse ich mal unter dem Punkt „Deine Meinung” zusammen. Ich sehe das anders :)
Gruß Stephan
Referent für Fachschaften und Hochschulgruppen
AStA TU Darmstadt
Lieber Stephan,
(das ist eben auch wieder etwas zuspitzend; nicht alles allzu wörtlich nehmen.)
„ich finde irgendwie nicht den Zusammenhang zwischen dem letzten Block und dem Teil darüber.”
Der Zusammenhang besteht darin, dass mir die angesprochenen „Probleme” genauso wie bei solchen typisch ausufernden Demonstrationen oft genauso bei Asten auffallen.
Der Wechsel gerade beim AStA der TUD ist mir auch selbst klar aufgefallen. Als ich vor einigen Jahren im StuPa und der UV war und Fachwerk noch viele Aktive aus den genannten Bereichen hatte, gab es zum Beispiel kein „Antifa-Referat” oder eine Referentin für Feminismus. Beides gehört m.E. absolut nicht zum Aufgabengebiet des AStA — aber darüber brauchen wir nicht zu diskutieren, dass habe ich schon oft genug getan; und wenn das StuPa mehrheitlich dahinter steht, ist es halt so.
„Zudem scheinst du keine Ahnung zu haben was der aktuelle AStA der TU Darmstadt alles macht (der übrigens immernoch zu einem großen Teil aus E‑Technik, Informatik und Physik besteht). Vielmehr beziehst du dich auf eine einzige Pressemitteilung aus dem gesamten letzten Jahr…”
Ich habe absichtlich zugespitzt (ist ja eine Polemik :-) und weiß natürlich, dass der AStA auch heute noch sehr viel sinnvolles tut. Das bekomme ich ja weiterhin mit, wenn auch nicht mehr in der ersten Reihe.
Aber es geht mir um den _Eindruck_. Und der ist nicht nur bei mir so. Der Eindruck ist (m.E. wieder vermehrt) bei vielen nun mal, dass der AStA ein linker Sammelhaufen ist und sich um alles kümmert, außer den Studienbedingungen. Das ist natürlich ziemlich falsch, das weiß ich ja. Aber es ist eben auch nicht völlig aus der Luft gegriffen. Gerade weil auch ich, wenn ich mal die ganzen FSK‑, FS- und FW-Listen und mündliche Informationen weg lasse, seit meiner Rückkehr aus Madrid vom AStA primär Plakate und Handzettel über feministische, antifaschistische oder atomkritische Themen sehe. Natürlich ist das nicht alles, aber in der hochschulöffentlichen Wahrnehmung kommt die gute, vielfältige, soziale und kulturelle (!) Arbeit, die Mitgestaltung von TuCaN’t, den berechtigten Protesten gegen Präsi-Willkür, deine gute Arbeit bei der Unterstützung von Fachschaften, den Verhandlungen am Semesterticket (wenn’s mal wieder ansteht), den vielen Service-Angeboten im Vergleich dazu überhaupt nicht ‚rüber…
Ich glaube, wenn ihr eine repräsentative (!) Umfrage unter den Studierenden machen würdet, würde das auch dabei herauskommen. Was ich schade finde. Durch diesen Blick interessieren sich von vornherein viele nicht für studentische Mitbestimmung. An sich ist der AStA wie die Fachschaften auch eine zu tolle und unglaublich sinnvolle Sache, um da nicht auch mal mitzuwirken.
Das Problem habe ich vor Jahren schon gesehen und ich hätte auch Lust an einem „Inforz für die TUD”, also einer fundierten und gut gemachten AStA-Zeitung gehabt. Einer Zeitung, die aber NICHT schon auf jeder Titelseite Klassenkampf und sehr hochschulfremde Themen zum Augenrollen und Weglegen bei sehr vielen führt. Einer Zeitschrift, die den Leser ernst nimmt, die TU erklärt und einbindet, ihn fordert aber auch (bitte bloß nicht!) mit tiefschwafelnden soziologischen Texten völlig überfordert. Freilich, ohne gute, engagierte Leute, geht das alles auch nicht.
„Ich verstehe sowieso nicht warum im Rahmen der Demo andauernd die ASten angesprochen werden. Die waren zwar mit Sicherheit alle mit dabei (vom TU Darmstadt AStA weiß ich es) aber eben als Teilnehmer. Die Demo wurde nicht von diesen organisiert.”
Es ging mir nicht um diese Demo. Aktuelle Beispiele: Der AStA der TUD hat letztens zu „Ausgestrahlt”, also einer Anti-AKW-Veranstaltung mobilisiert. Vor nicht allzu langer Zeit war auch etwas in Richtung „Nazi-Aufmarsch” in Dresden. Auch wenn er das natürlich nicht organisierte, diese Aufrufe, die zu den wenigen Dingen gehören, von denen viele Studenten auch tatsächlich etwas mitbekommen, prägen gleich schon wieder das von mir angesprochene Bild. Von anderen ASten, von denen ich sonst kaum Ahnung habe, bekomme ich fast auch nur so etwas mit.
„Den Rest fasse ich mal unter dem Punkt „Deine Meinung” zusammen. Ich sehe das anders :)”
:-)
Viele Grüße,
Andreas ( nicht Marc, tststs… ;-) ich glaube, als du in Fachwerk anfingst, hab’ ich mich wegen einer Konferenz und anschließendem Auslandsaufenthalt dort abgemeldet. Ich bin aber weiterhin oft in D120 zu finden, gerade auch, wenn du auf einen Kaffee mal Zeit hast. :-)