Beim Bahnfahren frage ich mich oft immer wieder auf’s neue, warum eigentlich so viele Leute kein technisches Verständnis haben. Knöpfe an Türen in Zügen funktionieren nicht, wenn die dazugehörigen LEDs aus sind. Egal, wie oft und feste man drückt oder wie laut man dabei über die Bahn flucht. Türen in alten Zügen können erst nach einem Zischen geöffnet werden. Ob der Zug steht oder noch leicht rollt, ist den Türen egal. Ist das denn so schwierig zu verstehen?
Anscheinend schon.
Etwas ähnliches beobachte ich manchmal — wenn auch nicht so oft wie obige Beispiele — an Fußgängerampeln. Dass ein Signal durch Betätigung eines Tasters oder eine berührungssensitiven Fläche von Null auf Eins wechselt und die Eins dabei auch bei mehrfachem Drücken nicht „Einsiger” (?) wird und die Ampel dann schneller umschaltet, ist scheinbar nicht allgemein bekannt.
Dass hingegen die Kontaktflächen für Blinde oft vergeblich gedrückt werden, weil sie für Ampeltaster gehalten werden, finde ich zwar auch amüsant, kann es aber noch eher verstehen. Vom Design her sind sie vielen Ampeltastern einfach zu ähnlich. Das ist dann wahrscheinlich tatsächlich ein nicht-optimales Design.
Dabei sind das meines Erachtens sehr verbreitete, alltägliche und sehr einfache Benutzerschnittstellen. Dass etliche Menschen selbst damit nicht klarkommen, finde ich erstaunlich und führt mir vor Augen, dass es fast unmöglich scheint, intuitive Benutzerschnittstellen für deutlich komplexere Systeme zu entwickeln.
Das liegt daran, dass die Leute von ihren PCs, Smartphones usw. bereits gewohnt sind, dass sich technische Systeme selten logisch konsistent verhalten. Und wenn sie sich doch logisch konsistent verhalten, ist meist die Benutzeroberfläche so unlogisch gestaltet, dass man im Endeffekt nie weiß, was genau passiert, wenn man wo drückt. Ob es wirklich nichts bringt, einen Schalter zu malträtieren, wenn man es eilig hat, weiß man eben erst, wenn man es ausprobiert hat. Und wenn die Tür sich nicht schneller öffnet, dann hat es doch zumindest einen psychologischen Effekt: Man weiß, man hat alles gegeben, und ein bisschen abreagiert hat man sich auch. ;-)
Es spielt bei den Ampeln und z.B. Aufzügen noch ein psychologischer Effekt mit. Die Leute drücken mehrmals, nachdem sie die Geduld verloren haben. Und promt wird die Ampel grün, kommt der Aufzug. Dass das ohne nochmal drücken in der gleichen Sekunde passiert wäre nimmt das Unterbewußtsein nicht wahr. Selbst wenn die Leute verstehen wie eine Ampel funktioniert, die Belohnung fürs mehrmalige Drücken kommt garantiert und kann das theoretische Wissen übersteuern.
Post hoc, ergo propter hoc.