Über den Jahreswechsel 2024/2025 war ich mit einer Freundin und einem Freund andernthalb Wochen in Norwegen. Wir hatten im Herbst überlegt, wohin es gehen sollte zu Silvester. Und da wir alle endlich mal Nordlichter sehen wollten und wussten, dass es aktuell dafür aufgrund des Sonnenzyklus eine gute Zeit dafür sein würde, hatten wir uns ein Ziel oberhalb des Polarkreises gesucht: Tromsø.
Hinweis: Nordlicht ist der gängigere Begriff, aber Polarlicht der wissenschaftlich korrekte – denn es gibt auf unserer blauen Kugel auch… „Südlichter”. Mangels Landmasse dort sind die Nordlichter aber touristisch besser erschlossen und ich verwende diesen Begriff hier.
Bei der Vorbereitung hatten uns verschiedene Webseiten/Blogs geholfen, und so will ich nun auch etwas von meinen Erfahrungen teilen. In diesem Beitrag erzähle ich von der „Jagd” nach Nordlichern , welche Erfahrungen ich bei der Fotografie dieser gemacht habe und welche Gedanken man sich für die eigene Kleidung bei ‑20° C machen sollte. Fangen wir mit diesem Thema gleich an:
Packen für die Kälte
Hinweis: Ich verlinke hier auf verschiedene Waren. Nichts davon sind Affiliate-Links. Ich will nur einen Eindruck davon geben, mit welcher Art von Bekleidung ich welche Erfahrungen gemacht habe, damit du Anhaltspunkte für deine Entscheidungen hast.
Ein besonderes Augenmerk bei der Reisevorbereitung legten wir auf geeignete Kleidung. Während es in München oder Rhein-Main zwar auch mal kalt wird, mussten wir mit Temperaturen von ‑20° C rechnen – bei eisigem Wind; und das auch noch für längere Zeit beim Fotografieren im Freien.
Das grundlegende Vorgehen für Kleidung ist dabei natürlich wie in den Alpen auch die Zwiebeltechnik: Man wählt
- direkt am Körper eine wärmende und Feuchtigkeitableitende erste Schicht aus Merino-Wolle,
- zieht darüber eine wärme-haltende Fleece-Jacke (Softshell) und wiederum darüber
- eine wasserabweisende und stark isolierende Jacke (Hardshell).
Da ich mir unsicher war, ob meine bisherigen Jacken bei den erwarteten Minusgraden ausreichen würden, hatte ich mir vor der Reise einen Parka gekauft (Vaude Manukau II). Damit fühlte ich mich auch bei Wind und ‑18° C gut warm.
Warme Füße
Ein Problem sind auch eher die Füße, Hände und der Kopf. Ich habe mir vor der Reise zwar noch in der letzten Minute aufgrund der Unsicherheit über mögliches Laufen im Wasser einfache Gummistiefel besorgt, aber diese dann nie verwendet. Meine normalen Wanderschuhe, Jack Wolfskin Force Crest Texapore, hatte ich die ganze Zeit an und hatte fast keine Probleme damit. Auch (langsames) Laufen auf Eis war kein Problem, und in Kombination mit einer guten Skihose (+ Unterziehhose) war auch zeitweises Laufen durch tiefen Schnee problemlos möglich. (Ich imprägnierte die Schuhe übrigens nochmals vor Reiseantritt bei mir zu Hause.)
Warum ich eben „fast” geschrieben habe: An einem Tag, an dem ich am Stück über 4 Stunden in der Kälte herumgelaufen bin, wurden meine Füße irgendwann kalt. Die Wanderschuhe isolieren hinreichend für gewisse Zeit auch bei größerer Kälte, aber sie sind nicht dafür ausgelegt, einen ganzen Tag lang bei sehr tiefen Temperaturen zu wärmen. Dafür wären explizite Winter-Stiefel besser geeignet gewesen. Aber gut; da wir viel im Auto unterwegs waren, um zu abgelegenen Gebieten zu fahren, konnten sich dabei meine Füße immer wieder aufwärmen. Sollte man vorhaben, den ganzen Tag im Freien zu wandern, braucht man definitiv andere Schuhe und evtl. zusätzlich auch Wärmepads.
Grödel/Spikes hatte ich in letzter Minute auch noch gekauft, aber sie nicht genutzt. Sollten deine Schuhe kein gutes Profil (mehr) haben, würde ich das aber dringend empfehlen.
Warme (und fototaugliche!) Hände
Handschuhe sind Pflicht. Normale Leder-Handschuhe hatte ich vorher zwar, aber ich war mir unsicher, ob diese tiefen Minusgraden standhalten würden. Ich habe mich daher vorher nochmal ausgiebig informiert und bin letztlich bei Merino Liner Pro-Handschuhen gelandet und dazu auch Wärmepads gekauft. Diese Handschuhe haben ein Fach, in das man Wärmepads einlegen kann, die sich bei Kontakt mit Sauerstoff aktivieren (vorher sind sie vakuumverpackt). Sie geben dann nach meiner Erfahrung für ca. 4–5 Stunden Wärme ab. Die Wärme hat sich entgegen meiner Erwartung sogar im Handschuh etwas verteilt; d.h. die ganze Hand war leicht temperiert. Da die Handschuhe auch kapazitive Fingerspitzen haben, konnte ich damit auch jederzeit mein iPhone bedienen. Ich hatte auch ein älteres Paar Fäustlinge dabei; aber ich kam mit den neuen Handschuhen so gut zurecht, dass ich sie nicht brauchte.
Warmer und geschützter Kopf
Hierzu habe ich nicht viel zu sagen – ich hatte die ganze Zeit einen großen Schal und eine Wollmütze an. Manchmal habe ich darüber noch des Parkas Mütze gezogen. Das war für mich immer ausreichend.
Aber, was ich erst am Ende der Reise erfahren habe: Es gibt Sturmmasken mit Mund-Öffnungen, wie etwa die Vaude Fahrrad-Gesichtsmaske. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich so etwas gekauft. Das wäre manchmal praktisch gewesen, denn ich hatte öfters meinen Schal nahe am Mund zum Wärmen, und als Brillenträger… beschlägt dann sofort beim Ausatmen die Brille und man sieht erstmal nix mehr. Dieses Problem hätte ich mit solch einer Maske nicht gehabt.
Auf der Jagd nach Nordlichtern
Nordlichter/Polarlichter üben eine weite Faszination aus und waren für uns der Hauptgrund, an den Polarkreis zu reisen. Sie entstehen durch elektrisch geladene Teilchen der Sonne in Wechselwirkung mit dem Erdmagnetfeld. Die Sonne durchläuft dabei einen Zyklus, der ungefähr 11 Jahre dauert. Wir wussten bereits bei der Ideensammlung für unsere Reise im Herbst 2024, dass die Sonnenaktivität aktuell relativ hoch ist, und daher jetzt ein idealer Zeitpunkt für eine Reise zu den Polarlichtern sein würde.
Ab voraussichtlich 2026 wird die Sonnenakvität wieder sinken, und damit auch die Frequenz und Stärke von Polarlichtern. Das heißt nicht, dass man dann bis Mitte der 2030er-Jahre warten muss, aber man muss bei geringerer Eintrittswahrscheinlichkeit dann halt längere Zeit vor Ort bleiben und evtl. auch mit schwächeren Erscheinungen rechnen.
Wichtig ist auch, eine günstige Jahreszeit zu wählen. Im Sommer geht die Sonne im hohen Norden für längere Zeit nicht unter. Dann hat man kaum Chancen, etwas am Himmel zu sehen. Man braucht Dunkelheit. Die hat man im Winter: Von Ende November bis Ende Januar (je nach genauem Standort) geht die Sonne nicht auf. Es ist dann nur einige Stunden am Tag dämmerig-hell – dann hat man eine höhere Chance, in der dunklen Zeit Nordlicher sehen zu können.
Hilfsmittel zur Nordlichtjagd
Bei unserer Recherche im Vorfeld hatten wir gelernt, dass es verschiedene Arten der Nordlichtvorhersage gibt. Die Sonnenpartikel benötigen nach einem Ausbruch auf der Sonne ungefähr 2 Tage bis zur Erde. Satelliten messen die Sonnenaktivität rund um die Uhr. Dadurch kann man berechnen, wann Sonnenpartikel die Atmosphäre der Erde erreichen. Allerdings werden die meisten Teilchen (zum Glück für das Leben auf der Erde^^) vom Erdmagnetfeld abgelenkt. Vermutlich macht das die Vorhersage schwierig.
Nach unseren Erfahrungen waren die Vorhersagen nur relativ zeitnah (maximal einen halben Tag vorher) brauchbar. Die länger in die Zukunft reichenden Vorhersagen haben sich während unserer Reise immer wieder (teilweise sehr stark) verändert. Wir schauten uns daher immer wieder über den Tag die Vorhersagen an und entschieden unsere Aktionen dann relativ spontan.
Nun zu den von uns genutzten Quellen: Hauptsächlich haben wir die iOS-Anwendung AuroraAlerts genutzt. Es gibt noch viele andere; letztendlich beziehen alle ihre Daten aus einer handvoll öffentlich zugänglicher Quellen. Nach einer Recherche vor der Reise hat mir diese Anwendung am besten gefallen und wir haben sie dann auch ständig genutzt. (Es ist aber sicherlich sinnvoll für dich, dir selbst verschiedene Anwendungen anzuschauen.) Die Anwendung ist kostenlos, die Echtzeitbenachrichtungen können per InApp-Kauf für verschiedene Zeiträume freigeschaltet werden. Man kann dann einstellen, bei welchen Werten die App Benachrichtungen versenden soll. Wir haben für einmalig 2€ Benachrichtungen für 1 Monat aktiviert. Ehrlich gesagt, war da bei uns aber unnötig. Wir haben sowieso immer wieder in die App geschaut.
So sah das bei uns aus:
Wir schauten vor allem auf den Kp- und Bz-Wert:
- Der Kp-Wert gibt die Stärke solarer Teilchenstrahlung an. Je höher der Wert, desto stärker die Strahlung, und umso weiter kann sie auch Richtung Süden vordringen. Aber Achtung: Wenn man sehr weit im Norden ist, kann man auch schon bei niedrigen Werten Nordlichter sehen! Wir haben auch bei Kp=2 wunderschöne Nordlichter gesehen. Diese Metrik war daher für uns primär nur deswegen interessant, da bei höherem Kp-Wert die Wahrscheinlichkeit für Sichtungen generell steigt – also natürlich auch bei uns.
- Der Bz-Wert gibt die Stärke des Sonnenmagnetfeldes an. So wie wir es verstanden haben (ohne Gewähr; Korrekturen gerne in den Kommentaren): Je geringer der Bz-Wert, desto stärker interagiert das Magnetfeld der Sonne mit dem Magnetfeld der Erde – und umso wahrscheinlicher werden Polarlichter. Wir hatten in unserer Zeit Polarlichter schon ab Bz=-2 gesehen, die Werte gingen aber auch bis Bz=-20 herunter.
Bei der Kurzfristvorhersage ist auch der Bewölkungsgrad angegeben. Natürlich braucht man einen klaren Himmel, um Nordlichter sehen zu können, da sie deutlich über den Wolken entstehen. Ist es dicht bewölkt, sieht man nichts; egal, wie stark die Nordlichter darüber tanzen mögen. Allerdings hatten wir festgestellt, dass diese Angaben für uns komplett nutzlos waren. (Auch die von anderen Wetterdiensten.) Das Wetter ist in Küstennähe hochdynamisch, und die von uns betrachteten Wettermodelle waren alle zu unpräzise. Wir hatten oft sternenklaren Himmel, obwohl es bewölkt sein sollte. Und eine Stunde später war es wieder völlig anders. Daher begannen wir nach einigen Tagen, diese Angaben zu ignorieren – und sind bei guten Kp-/Bz-Werten einfach rausgegangen.
Ergänzend dazu haben wir uns immer wieder auch den Aurora Forecast angeschaut: Eine Graphik, die im Polarkreis die Wahrscheinlichkeit zur Sichtung von Polarlichtern in einer Stunde angibt. Hier ein Beispiel vom Silvesterabend 2024:
Die Primärquelle ist das Space Weather Prediction Center einer us-amerikanischen Wetterbehörde. Es bietet etliche Vorhersagen zur Solaraktivität an. Die ständig aktuell berechneten Graphiken gibt es unter https://services.swpc.noaa.gov/images/ – mit diesen Roh- bzw. Bild-Daten könnte man sich auch selbst einen Aurora-Alert basteln.
Nordlichtphotographie
Ganz allgemein zum Fotografieren empfiehlt sich neber der eigentlichen Kamera mit Speicherkarten und ausreichenden (Ersatz-) Akkus
- ein Stativ (im Idealfall mit Fernauslöser) und
- lichtstarke Objektive mit einer Offenblende (1,8 oder 2,5) und
- Verschlusszeiten von 1–6 Sekunden
- mit hohen ISO-Werten von 800 — 1600.
Im folgenden gehe ich nun auf einige meiner Herausforderungen ein, aus denen du lernen kannst. Es muss ja nicht jeder alle Fehler selbst machen. („Neue” Fehler dürfen gerne in den Kommentaren hinterlassen werden.)
Gestalterische Herausforderungen
Wenn es „Nordlichtalarm” gab, fuhren wir mit dem Auto an schöne Orte und gingen auf Motivjagd. Wie immer in der Landschaftsphotographie ist es eine gute Idee, die Gegend im Vorfeld bei Tageslicht auszukundschaften und sich Orte mit guten Motiven zu markieren. Wenn die Nordlichter da sind, will man nicht erst überlegen, wohin man fahren könnte – sonst ist man erst dann an dem Motiv, wenn die Nordlichter wieder weg sind. Aufgrund der begrenzten Zeit konnten wir dies jedoch leider kaum machen.
Nordlichter selbst können als Hauptmotiv sehr schön sein. Sie verändern sich ständig; hier heißt es einfach nur „draufhalten”.
Beeindruckende Fotos hat man aber eher, wenn die Nordlichter ein Bildbestandteil sind, und man auch ein anderes Motiv gleichzeitig gut in Szene setzen kann. Das ist zumindest mir auf der Reise leider nicht gelungen. Wir hatten einfach zu wenig Zeit (uns genommen), um ausgiebig nach besonderen Motiven Ausschau zu halten.
In Tromsø und Umgebung gibt es überall beeindruckende Landschaften, aber mir persönlich haben leider besonders fotogene Motive gefehlt. Oft hat man in der Ferne an einem Fjord eine Siedlung gesehen – aber nur diese in der Ferne ist für mich kein gutes Motiv. Ich hätte lieber mehr Orte gehabt, an denen ich besondere Motive relativ groß (~ 1/3 im Bild) in tollem Winkel gehabt hätte und dazu Nordlichter hätte reinbringen können. Generell bin ich ein Freund davon, wenn man auch auf einem klein dargestellten Foto das eigentlicht Motiv direkt erkennen kann. Diese Motive gibt es garantiert – man muss sie nur finden…
Technische Herausforderungen
- Nordlichter sind relativ dunkel. Will man gleichzeitig eine Ufer-Landschaft einfangen mit Straßenlaternen, sind diese deutlich heller. Belichtet man die Nordlichter schön, brennt das Licht auf dem Boden aus. Oder man sieht eine schön beleuchtete Stadt, aber kaum Nordlichter. Daraus folgt:
- HDR-Aufnahmen durchführen, wenn möglich. Wenn man aber in RAW fotografiert, kann das herausfordernd werden. Nordlichter verändern sich relativ schnell. Wenn man für ein Nordlicht z.B. 6 Sekunden belichten muss, für das Sub-Motiv aber nur 1 Sekunde, kann es sein, dass reines HDR-Überlagern zu Geister-Effekten führt, da die Nordlichter nicht still halten. Evtl. müsste man zwei Bilder machen und später die beiden Bildbestandteile zusammenschneiden. (Also kein HDR.)
- Verlaufsfilter hätten sehr hilfreich sein können, um z.B. das untere Bilddrittel abzublenden. Da ich aber leider keine hatte, kann ich dazu nichts weiteres sagen. Das war das eine Stück Ausrüstung, das ich gerne mir vorher nocht besorgt hätte und ich mir bei einer weiteren Reise definitiv vorher anschaffen werde.
- Schärfe ist in Dunkelheit eine Herausforderung.
- Man muss seine Objektive blind, in Dunkelheit und mit Handschuhen bedienen können. Gerade die Schalter für den auto-/manuellen Fokus sind an meinen Objektiven nur sehr schwierig umschaltbar gewesen mit Handschuhen.
- Manuell habe ich die Objektive immer auf die Unendlichkeits-Einstellung gedreht, durch den Sucher geschaut und minimal „zurück” gedreht und mich möglichst an Sternen orientiert, bis diese sehr scharf waren.
- Oft habe ich auf helle Bildbestandteile fokussieren können, wenn ich z.B. ein Ufer im Bild hatte. Deswegen habe ich manchmal auch den Autofokus nutzen können, trotz großer Dunkelheit.
- Ich habe es nur selten geschafft, Nordlichter wirklich scharf abzubilden. Das Problem:
- Nordlichter bewegen sich und sind relativ lichtschwach.
- Ich will also eine Offenblende nutzen, um möglichst kurz belichten zu können.
- Dadurch verliere ich aber Schärfe.
- Eigentlich will ich daher abblenden, um z.B. mit Blende 4 oder 5,6 eine höhere Schärfe zu erhalten.
- Dafür muss ich aber länger belichten, z.B. 8 oder 15 Sekunden lang.
- Aber da sich Nordlichter bewegen… sind sie dann unscharf. :-(
- Natürlich kann man die ISO-Empfindlichkeit hochdrehen, aber das hat Grenzen. (Insbesondere, wenn man auch lichtstärkere Objekte wie Häuser im Bild hat.)
- Meine Empfehlung: Du solltest mit deiner Kamera im Vorfeld, am besten noch zu Hause, nachts rausgehen und Aufnahmereihen machen von entfernten helle Objekten (Straßenlampen, oder Häusern in der Ferne) und schauen, bis zu welchen Einstellungen du gehen willst. Und übe das bitte mit deinen Handschuhen; auch wenn’s bei dir warm ist!
- Nimm dir nach den gemachten Bildern sobald wie möglich die Zeit, dir die gemachten Photos kurz auf einem Notebook in deiner Bildbearbeitung wie ON1 PhotoRaw (mein Beileid, solltest du noch Adobe Lightroom benutzen und die Abo-Blutsauger und Datenschutzfeinde unterstützen) anzusehen. Du weißt sicherlich, dass Photos auf kleinen Displays oft toll aussehen, dann aber die Ernüchterung auf dem großen Monitor folgen kann. Du willst noch während deiner Reise möglichst schnell nach dem Fotografieren erkennen, ob du etwas falsch gemacht hast! Das halte ich für so wichtig, daher: Du willst noch während deiner Reise möglichst schnell nach dem Fotografieren erkennen, ob du etwas falsch gemacht hast!
- Nordlichter sind alle unscharf? Ups! Ich üb’ jetzt nochmal das Fokussieren bei Dunkelheit in Kälte mit meinen Handschuhen draußen vor der Tür.
- Ein Objektiv hat einen eingetrockneten Tropfen oder Schmutz in viele Bilder eingefügt? Ups! Ich sollte jetzt sofort meine Objektive putzen!
- Unschärfe trotz Stativ? Ups! Es war deutlich zu viel Wind, und die Mikro-Bewegungen meines ansonsten stabilen Stativ haben zum Ruinieren gereicht! (Morgen fahr’ ich das Stativ nicht ganz aus und hänge mitgenommene schwere Gegenstände unten dran oder beiß’ in den sauren ISO-Apfel.)
- Backups. Dazu muss ich hier wohl nix sagen; da du eh ein Notebook dabei haben solltest (siehe vorherigen Punkt), kannst du auch noch 1–2 externe SSD-Festplatten oder SD-Karten mitnehmen und täglich die neuen Photos darauf kopieren. Ansonsten gilt, wie immer: Kein Backup, kein Mitleid.
- Eine Kleinigkeit: Ich habe erst zu Hause bemerkt, dass etliche meiner Bilder keine GPS-Koordinaten hatten. Das lag daran, dass ich oft Objektive wechselte und dabei schnell sein musste. Meine Kamera braucht aber immer einen Augenblick zur Ortung. Ich war oft so schnell, dass ich nach dem Objektivwechsel sofort Fotos gemacht hatte, und die Koordinaten noch nicht verfügbar waren. Das ist natürlich nicht so schlimm, aber ich wollte es der Vollständigkeit halber hier auch noch erwähnen.
Auge ./. Kamera
Und hier noch die Antwort auf eine Frage, die ich mir vorher auch stellte: Wie intensiv sieht man Nordlichter eigentlich? „Sieht” nur die Kamera schwaches Licht und die Bilder, die man kennt, sind alle per Kontrast-/Farbregler hochgedreht?
Antwort: Wir sahen Nordlichter problemlos mit den Augen und auch relativ stark/grünlich. Auf den Bildern sind sie jedoch tatsächlich etwas stärker als in Natura. Ich schätze, dass sie auf (unbearbeiteten) Bildern ca. 25% intensiver erscheinen.
Oslo
Auf dem Weg nach Tromsø flogen wir über Oslo und hatten dort einen Zwischenaufenthalt für drei Tage eingelegt. Oslo ist auf jedenfall mal einen Besuch wert! Die Zeit dort war für uns sehr kurz, hier dennoch einige Notizen:
- Unbedingt die Deichmann-Bibliothek anschauen! Ein wahrer Dritter Ort für alle Menschen in großartiger Architektur!
- Das House of Nerds hat nicht nur stilvolle Cocktails über PacMan & Co., sondern auch zahlreiche Brettspiele, Konsolen, einen VR-Raum und mehr für einen schönen Abend.
- Wenn es die Zeit erlaubt, lohnt sich ein Besuch der Oper Oslo. Das Gebäude hat eine tolle Architektur, und bei einer Führung (gibt es auch auf Deutsch) kommt man überall hin, von den Bühnen bis zu den Werkstätten und sieht, welcher Aufwand hinter den Bühnen betrieben wird. Wenn ich wieder nach Oslo reise, werde ich vorher schauen, ob ich mir dort auch mal eine Vorstellung anschauen kann. Das Dach des Opernhauses ist übrigens jederzeit zugänglich und bietet einen guten Ausblick über die lokale Hafengegend.
- Zuletzt, nicht bezüglich Oslo, aber eine sehr gute Sache: Manipulierte Menschen in der Werbung müssen als solche gekennzeichnet werden.
Sonstiges
- Geld: Erwartungsgemäß habe ich die ganze Zeit kein Bargeld gebraucht. Ich habe keine Ahnung, wie NOKs eigentlich physisch aussehen.
- Kosten: Für die 1,5 Wochen habe ich insgesamt grob 2.500€ ausgegeben. Ganz genau kann ich es nicht sagen; da ich zum einen vieles an teurerer Kleidung (Skihosen, Stiefel, …) schon hatte, andererseits ich mir auch einiges neu gekauft habe (Parka, Aktive Handschuhe, …), die ich ja aber auch noch sehr lange haben werde.)
- Mobilfunk/Netzabdeckung: Naja, wie man es außerhalb Deutschlands halt erwarten würde, wenn Menschen an der Macht sind, für die das Internet in den 1980er Jahren Neuland war.
Fazit
Es war eine sehr schöne Zeit. Wir hatten mehr Glück als Verstand, in einer Zeit dort gewesen zu sein, an der die Sonne so aktiv war. (An einem Abend, sinngemäß: „Oh, wir haben sehr hohe Nordlichtaktivität!” – „Schon wieder… – ach, heute Abend lieber mal was essen gehen?”)
Wer die Möglichkeit hat, an den Polarkreis zu reisen, sollte dies am besten jetzt noch bis Februar 2026 tun, bevor die Sonnenaktivität abnehmen wird. Und generell gilt dabei natürlich: Je nördlicher, desto besser.
Vielleicht fahre ich auch bald mal wieder dorthin…
Du willst noch ein paar Nordlichtbilder sehen? Auf meinem Photoblog lichtspiele.akde gibt es noch einige mehr.