Unse­re Gesell­schaft ist mitt­ler­wei­le über­wie­gend kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­fä­hig. Ich erle­be selbst immer öfter Men­schen, mit denen man nicht dis­ku­tie­ren kann, weil sie nach einer Aus­sa­ge A von mir anneh­men, ich hät­te A/2, B und F gesagt und impli­zier­te damit selbst­ver­ständ­lich auch N, M, P und — ganz schlimm — T.

Bis ich ver­mit­telt habe, dass ich „nur” A mei­ne und man nie zu gro­ße argu­men­ta­to­ri­sche Sprün­ge machen soll­te, weil man sonst unbe­wie­sen alles durch allem her­lei­ten kann, bin ich wie­der frus­triert. Und natür­lich der Depp, denn ich habe ja dann wahr­schein­lich etwas zu ver­ber­gen und will mich nicht „outen”. Ich muss ja ein ganz schlim­mer sein.

Seufz.

Woher kommt das? Unse­re Schul­bil­dung ist gefühlt noch stär­ker Glücks­sa­che als frü­her. Sekun­där­tu­gen­den wer­den genau­so schon seit jahr­zehn­ten miss­ach­tet.  Die Art, wie man etwas sagt, wird immer wich­ti­ger im Ver­gleich zu dem, was man sagt. Gefühl­te Mei­nung schlägt logi­sche Argu­men­ta­ti­on. So bau­en sich gefühl­te Mei­nun­gen ein immer umfas­sen­de­res Weltbild.

Ich wün­sche mir (wie­der? kei­ne Ahnung…) eine Zeit, in der man abwei­chen­de Mei­nun­gen begrüßt und wirk­lich ver­sucht, die­se nach­zu­voll­zie­hen und ein­zeln dage­gen oder dafür zu argu­men­tie­ren, ohne gleich den Anfang des Wun­der- oder das Ende des Abend­lan­des her­auf­zu­be­schwö­ren. Und immer erst­mal das Gute im Men­schen zu sehen. Auch wenn man mitt­ler­wei­le dazu kon­di­tio­niert wor­den ist, vie­le ande­re Men­schen (unbe­wusst?) zu ver­ach­ten, die kei­ne Stan­dard-Mei­nun­gen vertreteten.

Das führt zu nichts Gutem, wenn wir nur noch kor­rekt reden, aber uns gegen­sei­tig nicht mehr verstehen.