Ich bin gerade in Erlangen/Nürnberg, wo mir wieder deutlich auffällt, wie schön manche Konventionen sind. Zum Beispiel für die Begrüßung und Verabschiedung.
„Eigentlich” sagt man etwas wie Guten Tag und Auf Wiedersehen zu Fremden. Unter anderem im Rhein-Main-Gebiet ist dies jedoch oft nicht mehr so. Statdessen wird überwiegend Hallo und Tschüss gesagt, und zwar zu Bekannten und Unbekannten gleichermaßen.
Ich hätte prinzipiell kein Problem damit, wenn dies in manchen Regionen generell so wäre. Sprache verändert sich eben, und diese sprachliche Nivelierung spiegelt auch gesellschaftliche Veränderungen wieder. Aber ich empfinde es auch manchmal als „etwas stressig”, nicht zu wissen, wie man Fremde anreden soll.
Sagt man zu einem Kassierer Guten Tag, kommt ein zwanghaftes Hallo zurück. Sagt man nach der Bezahlung Tschüss, kommt ein (Auf) Wiedersehen zurück.
Das ist mir die letzten Jahre immer wieder aufgefallen, und es scheint auch keinen Bezug zu Alter oder Geschlecht zu haben. Natürlich verändert es die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Varianten; eine ältere Verkäufering erwartet vermutlich eher ein Guten Tag anstelle des (früher) formlosen Hallos. Aber das ist oft halt auch nicht der Fall.
Südlicher, etwa im Rhein-Neckar-Raum, weiter Richtung Karlsruhe hinunter und wie anfangs erwähnt in Franken (!= Bayern) scheinen mir diese Konventionen noch lebendig zu sein. Ich fühle mich dort oft entspannter, weil die Anredeformen von vornherein klar sind.
Natürlich ist es nicht schlimm, wenn man, wie ich oft im Rhein-Main-Gebiet, eine „falsche” Form verwendet. Aber zumindest etwas „unangenehm komisch” finde ich es manchmal dann doch. Denn ich versuche ja oft, auf die Sprache und ihre Details zu achten. Aber bei Anredeformen habe ich es mittlerweile in manchen Regionen aufgegeben und verhalte mich zu Beginn meist abwartend; das heißt, ich warte, bis die andere Person zuerst etwas sagt und „spiegele” die Form dann entsprechend.
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